Mittwoch, 8. August 2012

INDECT und facebook - eine unheilige Allianz im Namen der NSA?


Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser, ich bin natürlich meinem Motto treu geblieben und berichte auch weiterhin über hochpolitische und sensible Geschichten. Auch wenn es die letzten beiden Artikel nicht den Anschein hatte, dass das etwas direkt mit Österreich und der österreichischen Politik zu tun hat - glauben Sie mir: das hat es! Mehr als Sie sich vorstellen können.
Diese Artikelserie zu INDECT ist leider in diesem Umfang nötig, weil erst dadurch am Ende das Ausmaß des Verschweigens erkennbar sein wird.
Also: bleiben Sie dran und begleiten Sie mich heute ins Land der "Liker":

Vor einigen Wochen geisterte so ganz nebenbei und fast nur in der Fachpresse zu lesen, folgende Meldung im Nachrichtenäther:
Facebook investiert in die Gesichtserkennung
Facebook treibt die Entschlüsselung der biometrischen Daten seiner Nutzer weiter voran. Das weltgrößte soziale Netzwerk bestätigte jetzt den Kauf der israelischen Firma Face.com. Die Firma verfügt eigenen Angaben zufolge über die genaueste Gesichtserkennungssoftware der Welt. Laut Medienberichten hat Facebook 80 bis 100 Millionen Dollar (63 bis 79 Millionen Euro) für Face.com bezahlt.
Gesichtserkennung erlaubt es Facebook-Nutzern, ihre Freunde auf Fotos automatisch zu markieren. Face.com bietet diese Funktion bereits in einer separaten Software für Smartphones an. Deswegen wird der Kauf von Experten als wichtiger Schritt für Facebooks Mobilstrategie gewertet. Täglich werden nach Unternehmensangaben über 300 Millionen Fotos auf Facebook geteilt. Markierungen helfen dem Netzwerk, Verbindungen zwischen seinen Nutzern zu erkennen und die Bilder in den Nachrichtenstreams von Freunden der Nutzer richtig zu gewichten.

Mit der Software von Face.com ist facebook nun in der Lage, diese unglaubliche Anzahl von Bildern in ECHTZEIT auszuwerten.



Damit ist facebook in der Lage, noch bevor die raufgeladenen Bilder veröffentlicht sind, zu erkennen und auszuwerten, wer sich auf den Bildern befindet....
Wenn diese Daten eine nachrichtendienstliche Behörde in Händen hält, oder einen live-Zugang dazu hat (so, wie es die US-Amerikanischen Behörden ja schon haben), kann diese sofort und noch vor der Veröffentlichung feststellen, ob auf einem Foto das eben hochgeladen wurde sich eine verdächtige Person befindet. Aber auch jede andere Person, die sich mit der zum Beispiel bereits überwachten Person zufällig auf dem gleichen Bild befindet.

Das ist allerdings noch lange nicht alles, was facebook über uns weiß und gerne den Behörden zur Verfügung stellt:

Facebook ist im Besitz folgender Daten von mehr als 900 Millionen NutzerInnen (wobei die Liste nur die aktuellsten Datenkategorien umfasst – eine vollständige Liste fehlt noch):


  • Target. Zeigt die Profilnummer des Benutzers und das Datum des Abrufs.
  • Date Range. Zeigt abermals das Datum des Abrufs.
  • About Me. Hier wird der Inhalt der “Über mich” Eingabe im Profil gespeichert.
  • Account Status History. Speichert die Aktivierung/Deaktivierung des Profils mit Datum und Uhrzeit. (Die Daten werden weiter gespeichert, auch wenn diese eigentlich nicht mehr notwendig sind.)
  • Address. Speichert die Adresse des Users, wenn er diese angegegben hat.
  • Alternate Name. Wenn der User einen “Alternativen Namen” (z.B. Name vor Eheschließung, oder Name in lateinischen Buchstaben) angibt wird es in diesem Feld eingetragen.
  • Chat. Hier werden die letzten Chats eine unbekannte Zeit lang weiter gespeichert. Ob diese Datenkategorie nach der Fusion von Chats und normalen Nachrichten noch weiter besteht, ist nicht bekannt. (Laut Datenschutzrichtlinie von Facebook werden normale Nachrichten nie mehr gelöscht.)
  • Checkins. Diese Kategorie listet alle Orte an welchen der User jemals “eingecheckt” hat. Der Datensatz besteht aus dem Autor der Checkins, eventuell einer “Page” (z.B. eines Unternehmens), anderen Personen welcher der Autor am Ort markiert hat, eventuell einer Nachricht und den genauen Koordinaten. Jeder Checkin bekommt auch noch eine eindeutige ID-Nummer und die genaue Zeit wird gespeichert. (Diese Orte werden so lange gespeichert, bis der User diese einzeln und manuell entfernt.)
  • Connections. Hier werden alle Verbindungen zu Seiten, die einem “gefallen” und deren ID gelistet. Aber auch andere Elemente (z.B. Bildungseinrichtungen), zu welchen eine Verbindung angegeben wurde, sind in dieser Liste enthalten. Dies kann vor allem Relevant sein, um Vorlieben des Users für Werbungen zu erkennen, aber auch sensible Daten (z.B.  politische Seiten) sind hier zu finden.
  • Credit Cards. Wer auf Facebook “Credits” gekauft hat, findet hier seine Kreditkartendaten wieder.
  • Current City. Gibt den angegebenen Wohnort des Users, sowie eine ID-Nummer des Wohnorts wieder. 
  • Date of Birth. Gibt das angegebene Geburtsdatum wieder. Die Angabe ist eine Pflichtangabe.
  • Education. Gibt eine Liste aller angegeben Bildungseinrichtungen wieder, welche der User angegeben hat.
  • E-Mails. Hier findet sich eine Liste aller E-Mails, von denen Facebook glaubt, dass diese zum User gehören. (Hier werden nicht nur vom User eingegebene E-Mailadressen gespeichert, sondern es werden auch von anderen Nutzern Eingaben gesammelt  -z.B. wenn diese ihr Mobiltelefon, und damit E-Mailadressen aus ihrem Adressbuch, mit Facebook “synchronisieren”.)
  • Events. Hier findet sich eine (oft lange) Liste von allen “Veranstaltungen”, zu welchen man jemals eingeladen wurde. Dabei werden die Einladungen auch gespeichert wenn man absagt oder nichts tut. Die Optionen für der Feld RSVP sind “attending”, “maybe”, “declined” und “noreply”. (Oft werden politische oder sensible Veranstaltungen (z.B. Demos) via Facebook kommuniziert.)
  • Family. Hier werden andere Familienmitglieder, sowie die Verwandtschaftsbeziehung gespeichert.
  • Favourite Quotes. Hier wird die Eingabe im Feld “Lieblingszitate” gespeichert.
  • Friend Requests. Hier werden die Freundschaftsanfragen gespeichert. Dabei wird neben Absender, Empfänger, und Zeit/Datum auch in einem Feld “rejected” gespeichert ob die Anfrage abgelehnt wurde. (Die Daten werden selbst nach der Zurückweisung der Anfrage nie wieder gelöscht.)
  • Friends. Hier listet Facebook alle “Freunde” und deren ID-Nummer.
  • Gender. Hier wird das Geschlecht gespeichert (Pflichtangabe). 
  • Groups. Hier werden alle Mitgliedschaften in “Gruppen”, sowie die ID der Gruppe gespeichert. (Oft lassen Gruppen Rückschlüsse auf politische/religiöse/sexuelle Orientierung zu.)
  • Hometown. Hier wird der Heimatort mit einer ID angegeben (für den Wohnort siehe “Current City”)
  • Last Location. Hier speichert Facebook den letzten Ort an dem du warst. Wie dieser Ort genau bestimmt wird ist unklar, vermutlich aber aus dem letzten bekannten Daten (Checkins, Programm wie der iPhone-App, Fotos in den der User markiert wurde, Events welcher man besucht hat, oder Nachverfolgung der der IP-Adresse). 
  • Linked Accounts. hier werden verlinkte accounts (z.B. twitter, youtube, skype) gespeichert.
  • Logins. Hier findet sich eine (lange) Liste der Anmeldungen. Jedes mal anmelden auf Facebook generiert einen Datensatz. Es ist unklar wie lange die Daten gespeichert werden, es scheint aber, dass die Daten nur eine gewisse Zeit gespeichert werden. Facebook kann damit eine große Datenbank von IP-Addressen anlegen und diese einer bestimmten Person zuordnen. Neben IP-Adresse und Zeit wird auch der Zugangsweg (zB Webseite, oder ein  Protokoll) gespeichert.
  • Messages. Hier wedern alle “Nachrichten” gespeichert. (Laut Datenschutzbestimmungen von Facebook, werden Nachrichten (und nun auch Chats) nie mehr gelöscht. Selbst dann nicht, wenn alle Teilnehmer die Nachrichten löschen. Faktisch werden die Daten nur mit dem Code “deleted” versehen, bleiben aber gespeichert. Die US-Behörden brauchen derzeit nicht einmal eine richterliche Genehmigung um auf diese Daten zuzugreifen.)
  • Name. Speichert den (aktuellen) Namen des Users. (Laut den Nutzungsbestimmungen darf man nur den echten Namen angeben, sonst verstößt man gegen den Vertag mit Facebook.)
  • Name Changes. Hier werden alle Namensänderungen genau protokolliert. (Ehemalige Namen werden weiter gespeichert und können nicht gelöscht werden.)
  • Networks. Hier werden die eingegeben “Netzwerke” mit ID gespeichert. Früher waren die meisten Daten auf Facebook nur im eigenen Netzwerk zu sehen. Facebook hat dieses Einstellung aufgehoben.
  • Notes. Hier werden alle gespeicherten Notizen aufgelistet. Neben Titel, Text und Zeit können auch Personen markiert werden (“Tag”).
  • Phone Numbers. Hier werden die von Ihnen angegebenen Telefonnummern gespeichert.
  • Photos. Hier werden alle hochgeladenen Fotos gespeichert. Neben dem Foto selbst speichert Facebook sehr viele Zusatzinformationen wie z.B. die Markierungen von Personen, die IP-Adresse des Hochladenden, umfangreichere Details zu den Kameradaten und auch den genauen Ort des Bildes. (Markierungen in Fotos können zwar “entfernt” werden, in Wirklichkeit werden die Daten jedoch nur “deaktiviert”. Wenn Sie nicht wollen, dass Meta-Informationen (z.B. die Geo-Location) von Facebook verwendet wird, dann sollen Sie diese laut Facebook vor dem Hochladen manuell entfernen.)
  • Realtime Activities. Hier werden die Ergebnisse von “tracking” auf Facebook gespeichert. Alle möglichen Klicks auf Facebook werden gespeichert und dienen der Verhaltensanalyse.
  • Recent Activities. Hier findet sich eine Liste aller Sitzungen auf Facebook. Dabei werden neben IP-Adresse und Zeit auch Ort und diverse Browserinformationen gespeichert.


Und wie gesagt, noch viele andere Informationen werden von facebook – teilweise mit Hilfe der Nutzer, aber auch ohne deren Wissen gespeichert.

Lesen Sie sich diese Liste noch einmal durch und stellen Sie sich vor, was man aus diesen Angaben alles raus lesen kann.

Und jetzt stellen Sie sich das zusammen mit der Gesichtserkennung und Bewegungserkennung im öffentlichen UND privaten Bereich kombiniert vor...

Wenn Sie jetzt glauben, dass man das nur mehr schwer toppen kann, dann haben Sie fast recht – aber Goggle hat sich viel Mühe gegeben.

Lesen Sie deshalb am Samstag, wie Google dazu beiträgt, dass INDEC auch wirklich funktioniert.

PS: Wenn Ihnen jetzt ein wenig mulmig ist – GUT! Dann überlegen Sie es sich vielleicht  in Zukunft alles und jedes in facebook zu posten, anzuklicken und zu „liken“....

Ihr Felix
(Anmerkung in eigener Sache zur aktuellen Innenpolitik: Guter Sager Gestern in der ZIB2: "Jeder ist ersetzbar." Das sollten sich einige hinter die Ohren schreiben...)

1 Kommentar:

  1. Als ich nach einer anderen Seite wieder zurück auf FB wollte, bekam ich diese Meldung: Uns wurde gemeldet, dass Du Freundschaftsanfragen an Personen gesendet hast, die Du vielleicht nicht kennst, was auf Facebook nicht gestattet ist.

    Bitte sende Freundschaftsanfragen nur an Personen, die Du kennst, z. B. Klassenkameraden, Familienmitglieder, Freunde und Kollegen. Sonst wirst du für das Versenden von Freundschaftsanfragen gesperrt.

    Ich verstehe die obigen Richtlinien für Freundschaftsanfragen. Ich hatte schon seit sehr langer Zeit keine Freundschaftsanfrage versendet, Bekannte erzählten mir, dass bei Ihnen die Seite überhaupt Weiß erscheint, oder teilweise nur die Hälfte von den Beiträgen zu lesen war, einige Tage kamen sie überhaupt nicht mehr rein. Mich wundert eh nichts mehr! LG Berta

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