Samstag, 11. August 2012

INDECT und google? - das wäre der direkte Weg unserer Daten zum US-Geheimdienst CIA


Liebe Leserin, lieber Leser.
INDECT isoliert von der gesamten Welt zu betrachten wäre ein Fehler, den ich nicht bereit bin zu begehen. Wie Sie heute lesen werden, auch zu Recht. Viel Vergnügen! Und wie immer: Kritik und Kommentare erwünscht!

Dezember 2007:

Eine Studie der TU Graz warnt mit drastischen Worten vor der "Bedrohung der Menschheit" durch Google. Der Suchmaschinenprimus schicke sich nicht nur an, den Schutz der Privatsphäre auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, sondern das "monopolistische Verhalten" des Marktführers bedrohe vielmehr, "wie wir die Welt sehen und wie wir als Individuen wahrgenommen werden".

Gleichzeitig kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass der Marktführer "beinahe universelles Wissen" darüber erreicht habe, was auf der Welt gerade geschieht. Damit könne der Konzern an den Börsen ohne Risiko Aktien kaufen und verkaufen. In manchen Bereichen sei Google mittlerweile imstande, gesichert die Entwicklung vorauszusagen.

Nun, nicht ganz fünf Jahre später spricht beinahe niemand mehr über die sogenannte „Maurische-Theorie“ (benannt nach dem Grazer Informatikprofessor Hermann Maurer“  und Google ist ein Teil des sekündlichen Online-Lebens geworden.

Ein Auszug aus den Angeboten, die uns Google bei unserem Weg über den Datenhighway offeriert – und die von uns auch brav genutzt werden – zeigen, wie sehr Google in unserem Leben mit(er)lebt:

Gmail
Picasa
Google-News
Google-Blogger
Panoramio
Google-Talk
Google-Docs (nunmehr Google-Drive)
Google-Cloud
Google-Earth
Google-Chrom
Google-Maps

Wie der Suchmaschinenriese selbst zugibt, werden sämtliche E-Mails, die über einen Gmail-Account gesendet/empfangen werden, automatisiert durchsucht, um daraufhin kontextbezogene Werbung einblenden zu können. In der "Privacy Police" für Gmail ("As a condition to using the Service, you agree to the terms of the Gmail Privacy Policy as it may be updated from time to time") wird versichert, dass das Durchsuchen der Mail "vollständig automatisch" geschehe.

Anmerkung: Na, da bin ich aber froh, dass meine Mails kein Mensch liest, sondern eh nur eine Maschine. (Ironie)

Die Welt und deren Daten in Google eingebettet?



Bei dem kostenlosen Fotodienst Picasa verhält es sich ähnlich, denn in dem Lizenzabkommen der Picasa-3-Installation steht (Stand Sept. 2011):

„ 11. Von Ihnen gewährte Lizenz für Inhalte

11.1 Ihre Urheberrechte sowie alle anderen Rechte, die Sie bezüglich der von Ihnen in den oder über die Services übermittelten, eingestellten oder dargestellten Inhalte innehaben, verbleiben bei Ihnen. Durch Übermittlung, Einstellung oder Darstellung der Inhalte gewähren Sie Google eine dauerhafte, unwiderrufliche, weltweite, kostenlose und nicht exklusive Lizenz zur Reproduktion, Anpassung, Modifikation, Übersetzung, Veröffentlichung, öffentlichen Wiedergabe oder öffentlichen Zugänglichmachung und Verbreitung der von Ihnen in oder durch die Services übermittelten, eingestellten oder dargestellten Inhalte. Diese Lizenz dient ausschließlich dem Zweck, Google in die Lage zu versetzen, die Services darzustellen, zu verbreiten und zu bewerben; sie kann für bestimmte Services, wie in den Zusatzbedingungen für die entsprechenden Services festgelegt, widerrufen werden.

11.2 Sie stimmen zu, dass diese Lizenz Google auch das Recht einräumt, entsprechende Inhalte anderen Gesellschaften, Organisationen oder Personen, mit denen Google vertragliche Beziehungen über die gemeinsame Erbringung von Diensten unterhält, zugänglich zu machen und die Inhalte im Zusammenhang mit der Erbringung entsprechender Dienste zu nutzen.“

Um uns nun die Erklärungen zu alle den Diensten zu ersparen und jeweils die Nutzungsbedingungen abzubilden, sehen wir uns hier einmal an, was wir, wenn wir uns zum Beispiel ein Gmailkonto anlegen, da eigentlich zustimmen (Stand 08.08.2012):

„Wenn Sie Inhalte in unsere Dienste hochladen oder auf andere Art und Weise in diese einstellen, räumen Sie Google (und denen, mit denen wir zusammenarbeiten) das Recht ein, diese Inhalte weltweit zu verwenden, zu hosten, zu speichern, zu vervielfältigen, zu verändern, abgeleitete Werke daraus zu erstellen (einschließlich solcher, die aus Übersetzungen, Anpassungen oder anderen Änderungen resultieren, die wir vornehmen, damit Ihre Inhalte besser in unseren Diensten funktionieren), zu kommunizieren, zu veröffentlichen, öffentlich aufzuführen, öffentlich anzuzeigen und zu verteilen.“

Na? Nicht schlecht oder? Google erhält durch eine Zustimmung zu diesem Wahnsinn ALLE Rechte auf das Material und die Daten, das/die wir in irgendeiner Anwendung, die Google gehört, hochladen, oder einbinden.

Welche Daten sind das nun:

Inhalte der Mails, die wir schreiben.
Bilder und Geodaten, wo wir diese Bilder zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Kamera, oder mit welchem Smartphone aufgenommen haben (und da gleich einmal mit der IMEI gemeinsam – das ist die weltweit einzigartige Identifikationsnummer unserer Handys).
Welche News wir wann von welcher IP aus gelesen haben.
Mit wem wir zu welcher Zeit und von welchem Endgerät aus (PC, Smartphone) und unter welcher IP Adresse gechattet haben, wenn wir Google-Talk benutzen.
Der Inhalt der Dokumente, die wir über Google-Docs erstellen bearbeiten und ansehen – das betrifft auch Dokumente, die wir als Anhang in E-Mails bei Gmail erhalten. Dies angeblich, um im Falle eines Falles eine Wiederherstellung machen zu können.
Routen, die wir geplant haben, abgefahren/-gegangen sind und mit Google-Maps uns berechnen haben lassen.
Einkäufe, die wir aufgrund der eingeblendeten Werbung zum Beispiel bei Besuch auf Webseiten (hier ist die Werbung bereits anhand unserer Mailinhalte personifiziert) getätigt haben.
Google-Chrom hat in seiner bislang letzten Version die Möglichkeit, auf unsere Kameras zuzugreifen.

Sehen wir uns einmal die unglaubliche Größe und Struktur Googles an:

Die Suchmaschine Google beantwortet pro Tag über drei Milliarden Suchanfragen, das sind rund 34.000 pro Sekunde.
Im Juli 2008 ermittelte Google nach eigenen Angaben das Vorhandensein von mehr als einer Billion URLs im World Wide Web, die verarbeitet werden – danach habe man das Zählen einfach aufgegeben.
Damit diese unglaublichen Mengen an Daten bewältigt werden können betreibt Google eigene Rechenzentren, die in Summe rund 2,26 Milliarden Kilowattstunden und damit etwa so viel wie eine Stadt mit 200.000 Einwohnern an Energie brauchen.
Die genaue Anzahl der Server, die Google betreibt ist nur schätzbar, da nahezu täglich neue Anlagen dazukommen.
Anhand der Zahlen, die in einigen seriösen Studien genannt werden, kommt man auf die unglaubliche Zahl von rund 1,2 Millionen Server. Wobei einer von Googles Ingenieuren (Jeff Dean war einer der Hauptredner bei einem ACM Workshop auf Großrechner-Systemen und diskutierte einige der technischen Details der mächtigen Infrastruktur des Unternehmens, das über Dutzende von Rechenzentren auf der ganzen Welt verbreitet ist) bereits ankündigte, dass man an einer Plattform arbeite, die 10 Millionen Server verwalten kann.

Das wird auch nötig sein, denn die neusten Entwicklungen sind gigantisch:

Google übersetzt abfotografierten Text

Globetrotter und Vielreisende freut's: Mit einem Android Smartphone und Version 2.5 der Google App "Translate" lassen sich Texte in Bildern mit dem Finger markieren und in 64 Sprachen übersetzen. Mich schreckt’s.

Die Bedienung der App ist einfach: Man stellt die Erkennungs- und Ausgabesprache ein, und durch Antippen des Kamerasymbols nimmt man den gewünschten Text auf. Erkannten Text unterstreicht die App, nun kann man mit dem Finger über die gewünschten Stellen wischen und der markierte Text wird übersetzt.

Getippte und handschriftliche Texte kann Googles Übersetzer jetzt sofort verarbeiten, überträgt aber hierfür mehr Daten. Im Speech-to-Speech-Modus ist es möglich, eine Konversation zu führen und dabei die App die Übersetzungsarbeit erledigen zu lassen.

Und all diese Daten werden natürlich gespeichert und verarbeitet. Wieder mit dem Ziel, präzisierte Werbeeinschaltungen platzieren zu können.

Aber: diese Daten sind natürlich auch für andere Zwecke nutzbar:

Google weiß mittlerweile mehr über uns, als wir oft selbst realisieren können. Es weiß, wann, wo, mit wem wir über was kommuniziert haben.
Es weiß, über was wir uns aufgeregt haben und was wir wissen wollen. Dazu ein kleines Beispiel: ich habe bei den Recherchen für diesen Artikel auch den Google-Chrome Browser verwendet. Beim Abruf von Studienergebnissen zur Zahl der Server und den Standort der Anlagen hat mir dieser Browser fünfmal hintereinander die jeweilige Webseite schlicht nicht angezeigt. Ich musste diese Seiten dann über einen anderen Browser aufrufen, wo es dann problemlos funktioniert hat. Kein Spass, ich habe das auch mittels eines Bildschirmvideos dokumentiert: Googles Browser hat verhindert, dass ich diese Informationen direkt aufrufen kann.

Google weiß auch, welche Termine wir mit wem und an welchem Ort geplant haben und stellt die Informationen zu unserem Terminpartner zur Verfügung.
Die neue Funktion in der Suchmaschine, genannt „Konwledge Graph“ und im Moment nur in den englischsprachigen Ländern verfügbar sorgt mit einer neuartigen semantischen Funktion dafür, dass auch unsere Emails in Suchergebnissen einfließen und eine eigene Spracherkennung verfügbar ist.

Diese Informationen, gepaart mit der Gesichtserkennung anhand öffentlicher Kameras, facebook und face.com, sowie einer Datenauswertung davon in Echtzeit mit den Googledaten, die auch ausgibt, auf welcher Route man sich befindet, wen man in den nächsten Minuten treffen wird und welche Dokumente man dazu im Vorfeld über Google-Drive bearbeitet hat, oder den Inhalt der Mails dazu, ergeben einen Supergau: Wenn Google in INDECT einfließen sollte, dann weiss man in Zukunft auch, welche Schritte wir in den nächsten Minuten oder Stunden wahrscheinlich unternehmen werden. Und auch, mit welcher Motivation.

Erschreckend und fast schon Realität. Was noch dazu fehlt ist der Zusammenschluss all dieser Datenkraken unter einem Schirm.

INDECT ist dazu wie geschaffen – aber es gibt auch andere Einrichtungen, die ein ähnliches Ziel verfolgen und das schon seit vielen Jahren.

Hier ein kurzer Vorgeschmack auf die kommenden Artikel in der INDECT-Reihe:

New Yorker Polizei setzt auf Überwachungssystem von Microsoft

Die Stadt New York hat ihr neues Überwachungssystem vorgestellt: Die gemeinsame Entwicklung des New York Police Department (NYPD) und Microsoft namens "Domain Awareness System" (DAS) führt Livebilder von über 3000 Überwachungskameras mit Polizeidatenbanken, Karten und dem Notrufsystem zusammen. Die Realität scheint damit die Hollywood-Idee der Echtzeit-Ermittlung am Bildschirm einzuholen.

DAS ist Teil des 2002 aufgelegten Antiterrorismusprogramms der NYPD. Mit dem System soll es möglich sein, Verdächtige am Bildschirm durch die Stadt zu verfolgen. Durch die Einbindung von Kameras zur Nummernschilderkennung ist auch eine Überwachung von Fahrzeugen möglich. Die Stadt will Verbrechen damit nicht nur schneller aufklären, sondern auch im Vorfeld erkennen und verhindern.
Die New Yorker Polizei hat die Überwachungstechnologie gemeinsam mit Microsoft in Public-Private-Partnership entwickelt. Wenn der Konzern das System noch an andere Städte verkauft, ist New York mit 30 Prozent am Gewinn beteiligt.

Und ein kleiner Hinweis auf eine interessante Firma aus den USA:

Die CIA betreibt Firmen, die in die Schaffung einer globalen Datenbank investieren ...


In-Q-Tel ist der Name einer hundertprozentigen Tochterfirma der CIA.

Hier der Weblink zur CIA Seite dazu:
https://www.cia.gov/library/publications/additional-publications/in-q-tel/index.html

Was in diesem Dokument nicht steht, aber in Anfragen des Kongresses dazu nachzulesen ist, ist der eigentliche Auftrag dieses Unternehmens, der sich nach den Anschlägen des 11. September radikal geändert hat:
War es zuvor noch eine Firma, die die Aufgabe hatte Risikokapital in interessante Zukunftstechnologien zu investieren, gab es nach dem 11. September den Auftrag zur Schaffung einer globalen Datenbank zur Erkennung von Bedrohungen gegen die USA.

Google und die In-Q-Tel haben in den folgenden Jahren immer wieder gemeinsam in dieselben Firmen investiert und Anteile bei den gleichen Unternehmen besessen und besitzen diese teilweise noch...
In-Q-Tel finanzierte die Kartenfirma Keyhole, bevor sie von Google 2004 aufgekauft wurde und zum Rückgrat für Google Earth wurde. Keyhole-Produkte wurden zuvor vom US-Militär verwendet. Schon von Jahren nahm der Suchkonzern die Hilfe der National Security Agency (NSA) für die Sicherung seiner Netzwerke in Anspruch.

Google verkaufte außerdem Suchdienst-Server an US-Geheimdienste, damit diese Dokumente leichter durchsuchen konnten. Google und die Geheimdienste gehen im Prinzip denselben Tätigkeiten nach: Massenhaft Informationen aufzufinden und aufzubereiten.

INDECT und Google?  Scheint als wäre das dann nahezu gleichzusetzen mit INDECT = CIA.

Wollen Sie das?

Ich nicht.

Bleiben Sie dran, wenn es am Mittwoch weitergeht mit der INDECT-Artikelreihe und Auszügen aus dem österreichischen Parlament dazu.

Sie werden nicht enttäuscht sein.

Ihr Felix

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