Samstag, 28. Juli 2012

2025: keine Demokratie mehr - eine Radiosendung aus der Zukunft

Wir schreiben den 28.07.2025 - die Radio- und Fernsehstationen unterbrechen die laufenden Sendungen um 14:00 Uhr für eine Mitteilung des Bundesministerium für Wahrheit....

So beginnt meine heutige Sendung auf Orange94.0 und eröffnet einen interessanten Diskurs mit meinen Studiogästen:

Karl Heinz Wingelmaier - Aktivist bei der Bewegung MeinOE



und

Willy Korsten - ehemaliger Redakteur bei Gewinn, hochgedienter Politiker und Lobbyist (ist ein wenig fotoscheu - deshalb auch kein Bild von ihm)

Hier können Sie die Sendung nachhören -  getreu dem Motto der Sendung, keine Zensur auszuüben, wurde es eine lebhafte Runde.

Meinungen und Kritik wie immer unter: augeundohren@gmail.com

PS: Ich habe den Ton absichtlich etwas leiser codiert - einfach am Gerät lauter drehen.

Viel Spaß - Ihr Felix



Freitag, 27. Juli 2012

65000 Euro - oder: Martinz's 92tel-Lösung


Nix ist mit Urlaub - Kärnten pfuscht mir drein und ich habe mir die Unerträglichkeiten des Kärntner Landtages angetan. Warum? Weil mich an der ganzen Sache einige Dinge unheimlich stören - lauter kleine Nadelstiche, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen, den Schlaf rauben und mir den Tag vermiesen. Vorallem das Gezetere wegen 65.000 Euro will ich so nicht verstehen: in Wien geht es um Millionen und Milliarden - in Kärnten um den Wochenlohn eines Konzernmanagers und die politische Welt stürzt ein - der Bundespräsident ruft nach Rücktritten, etc...
Das stinkt zum Himmel und passt einfach nicht. Also bleibt mir nur - um meinem ganz persönlichen Frieden zu finden: teilnehmen an der Landtagssitzung.

Ich erspare Ihnen aber den Bericht dazu: nichts Interessantes, nichts Neues, nichts Weltbewegendes und nichts, was den Lindwurm vom Sockel schmeisst. Im Gegenteil: ganz schwache Leistungen der einzelnen Protagonisten. So laaf, dass ich mir das Ende nicht mehr gebe und mich stattdessen in das Studium der vorliegenden Berichte und Aussagen stürze. (Außerdem war ja ohnehin alles da von der Journaille, was Rang und Namen in Kärnten hat - da braucht es meiner Wenigkeit nicht.)
Das, was geblieben ist, ist immer noch dieses Gefühl, dass da mehr dran ist, als es scheint. Ich habe schon zu viele Prozesse im Bereich der Wirtschaftskriminalität miterlebt, um nicht zu wissen, dass man nicht alles glauben darf, was freiwillig gestanden und zugegeben wird .

Vorallem Martinz Verhalten passt sogar nicht.

Zitat:

 "Was ich getan habe, habe ich nicht getan, um mich zu bereichern", so der ehemalige ÖVP-Kärnten Chef weiter. "Was ich getan habe, habe ich nicht getan aus Gier. Was ich getan habe, entstand unter dem unsäglichen Druck, die Finanzen der Kärntner Landespartei nur irgend möglich zu sanieren." Es sei unverzeihlich, "dass ich dafür diesen Weg gewählt habe, dass ich mich von einem System habe verführen lassen. In dieser Sekunde habe ich leider in keiner Weise an die fürchterlichen Folgen für die Kärntner ÖVP, für meine Familie, nicht einmal an die Folgen für mich selbst, gedacht".

Quelle: Wiener Zeitung vom 27.07.2012

Hm, also diese "Geschichte" stinkt.

Ich will einmal versuchen, die Widersprüche in dieser bisher mir bekannt gewordenen Geschichte zusammen zu fassen:

Birnbacher erzählt von einer "Drittel-Lösung" - das wären dann bei dem Honorar von 12 Millionen Euro also vier Millionen Euro pro Drittel.
Birnbacher erzählt auch: Der Haider hätte gemeint, dass "eine Millin da schon drin sein muss" - das wäre dann aber eine freiwillige eine zwölftel-Lösung gewesen zu dem Zeitpunkt.
Nach dem "Patriotenrabatt" (jetzt sind es "nur" mehr sechs Millionen Euro Honorar, das es zu Dritteln gilt):
Martinz hat zugegeben 65 Tausend Euro erhalten zu haben - das wäre dann eine 92tel-Lösung und mit dem Beratungshonorar von Euro 35.000 zusammen 100 Tausend Euro immer noch nur eine 60tel-Lösung und auf keinen Fall eine Drittel-Lösung. Martinz hat da - aus welchen Gründen auch immer - also auf sage und schreibe mehr als 90% der vereinbarten Drittel-Lösung verzichtet?

Martinz sagte, er habe völlig alleine gehandelt in der ÖVP - niemand habe etwas gewusst.
Wie soll das gehen: bei der Drittel-Lösung hätten vier Millionen Euro in die Partei eingschleust werden müssen. Zum Vergleich: Im Jahre 2010 hatte die Kärnter ÖVP Gesamteinnahmen von 1,9 Millionen Euro zu verbuchen. Wie hätte man da vier Millionen "reinschummeln" wollen, also das doppelte des "normalen" Haushaltes, ohne das es jemanden auffällt? Das ist weder lebensnahe, noch nachvollziehbar.

Haider hätte also eine Million wollen. Warum sollen dann Scheuch und Dobernig "nur" eine halbe Million verlangen? Warum nicht die ganze Million, oder noch besser: warum nicht das ursprüngliche Drittel, also zwei Millionen? Warum sollten die beiden auf 75% der vereinbarten Summe verzichten?
Überhaupt, warum hätte Haider überhaupt auf satte drei Million Euro verzichten sollen, wo doch angeblich die "Drittel-Lösung" vereinbart war und er vier Millionen haben hätte können? (Die Drittel-Lösung sei ja angeblich von dem ursprünglichen 12 Millionen Honorar vereinbart worden.) Und: die Million hätte Haider angeblich zu einem Zeitpunkt verlangt (Jänner 2008), zu dem die 12 Millionen noch aktuell waren - der "Patriotenrabatt" folgte ja erst im März 2008, wo das Honorar dann auf sechs Millionen Euro halbiert wurde.
Wären aber auch noch immer zwei Millionen gewesen nach der Drittel-Lösung und nicht "nur " eine Million.

Und dann sagt Martinz unmotiviert, weil nicht explizit danach gefragt: "Was ich getan habe, habe ich nicht getan, um mich zu bereichern" - Hm....

Er habe das nur für die Partei getan, wei der Druck so unglaublich groß war, die Parteifinanzen in den Griff zu bekommen.

Also haben die Euro 65000 massiv dazu beigetragen, die Parteifinanzen zu sanieren.
Bei einem Haushalt von zwei Millionen Euro pro Jahr hat Martinz mit 65000 Euro die Parteifinanzen saniert.
Dabei fehlten der Partei im Jahre 2007 (das Jahr, in dem angeblich die Drittel-Lösung beschlossen wurde) 327.637,72 Euro, um ausgeglichen abzuschließen.
2008 waren es dann gar schon 497.709,99 Euro und 2009 dann satte 1.057.599,22 Euro - da waren Wahlen.

Das wird ja jetzt noch unglaubwürdiger: Mit "nur" 65.000 Euro hätte Martinz ein Haushaltsloch von mindestens 327.637,72 Euro sanieren wollen? Er hat da freiwillig auf mehr als 90% der ursprünglich vereinbarten zwei Millionen Euro verzichtet? Also wollte er die Parteifinanzen gar nicht sanieren?

Über die 35.000,-- die angeblich von der Rechtsanwältin abgerechnet/verrechnet worden sein sollen, rede ich gar nicht mehr. Die sind wahrscheinlich sogar belegbar.

Ich frage mich: ist das niemand aufgefallen, dass es hier nicht um Euro 65.000,-- für eine Partei ging? Im Ernst: Bei dem Deal mit der Bank waren das Peanuts! Ist es nicht viel lebensnaher anzunehmen, dass diese 65.000 Euro ein reines Privatvergnügen für Martinz waren? Vielleicht eine Art Kickback seitens eines sehr dankbaren Steuerberaters? Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung und sind das auch nur Überlegungen.
Aber, das würde alles wieder in einen erklärbaren Zusammenhang rücken:

Sowohl Birnbacher als auch Martinz lügen über fünf Jahre hinweg mit einer unglaublichen Vehemenz. Dann kommt das Gericht in der Verhandlung einigen Ungereimtheiten auf die Spur. Plötzlich wird Birnbacher vom Saulus zum Paulus und gesteht - was immer er auch zu gestehen gedenkt und lässt jede Menge an neuen Fragen offen stehen. Die Verantwortung für seine gestandenen Taten teilt er sich gleich einmal mit allen, die ohnehin schon involviert waren, oder ganz einfach tot sind. Der Martinz ist ihm egal und 65.000 Euro für Birnbacher nicht die Welt: ein sogenanntes Bauernopfer, oder auch Kollaterlaschaden?
Jetzt wird es eng für Martinz und er gesteht ebenfalls das was er zu gestehen denkt und das auch nur auf Nachdruck durch den Richter. Unter anderem, dass er mit einem Verstorbenen - der sich naturgemäß weder rechtfertigen kann, noch Stellung beziehen kann - einen Deal eingefädelt hat, der ein sechs Millionen Euro Honorar hätte dritteln sollen. Also drei mal zwei Millionen Euro pro Drittel. Nach den bisherigen sehr schwammigen Aussagen wären das dann ja wohl Martinz (ÖVP?), Haider (BZÖ?) und der Birnbacher selbst gewesen.

Nun sind aber insgesamt mehr als drei Milionen Euro zumindest zu Birnbacher rückverfolgbar (wenn man den Aussagen Glauben schenken darf). Also wieder nicht eine der angeblichen Drittel-Lösung zuzuordnende Summe.
Bei Haider ist gar nichts mehr rückverfolgbar und Martinz oder die ÖVP hat die angebliche vereinbarten zwei Millionen auch nicht erhalten - zumindest (noch) nicht nachvollziehbar.

Ich glaube daher, dass hier Lügen mit weiteren Lügen verdeckt werden. Dieses überraschend schnelle Geständnis, die Beteuerungen, das wäre alles im Intersse der Partei gwesen - obwohl niemand etwas davon wusste - und keinesfalls für Martinz selbst, er habe sich nicht bereichert.

Dann ist für mich auch klar, warum Scheuch und Co heute im Landtag in Kärnten derart locker waren: da war kein Zögern zu erkennen, keine Unsicherheit, nichts, was auf eine Schuld, oder ein schlechtes Gewissen in dieser Causa hinweisen würde. Ja nicht einmal der üblicherweise und übertriebene Zweckoptimismus.

Jetzt wage ich einen spekulativen Schritt in eine ganz andere Richtung: solche Deals, wie der Verkauf der Landesbank bewegen einen großen Finanzmarkt und dabei geht es um unglaubliche Summen. Ein gefälliges Gutachten zur richtigen Zeit ist hier schon sehr viel wert. Unter Umständen sogar hunderte Millionen Euro.
Das bei solchen Beträgen die Gier mitspielt ist hoffentlich jedem klar. Gier ist ja nicht strafbar, deshalb darf ich hier auch ganz offen feststellen, dass alle Beteiligten in dieser Causa gierig sind. Das zeigen auch die Lebensumstände der einzelnen Protagonisten. Man muss sich auf der Zunge zergehen lassen, dass Birnbacher ausgesagt hat, er hätte zwei Millionen Euro schon ausgegeben. Das ist verdammt viel Kohle für einen einzelnen Mann.
Und ein Geldkuvert bei einer Weihnachtsfeier zu übergeben, hat ja wohl wenig bis gar nichts mit Parteisanierung zu tun, vorallem dann nicht, wenn der Birnbacher auch dem Martinz sein Steuerberater ist und der Birnbacher dem Martinz die Stellung als Gutachter zu verdanken hat.
Vielleicht sind ja deswegen alle auf einmal zu Geständnissen bereit, weil es noch viel Schlimmeres zu verbergen gibt: was, wenn der Deal mit dem Verkauf der Bank grundsätzlich eine geschmierte Sache war und die Bank um ein Vielfaches zu billig verkauft wurde?
Nur, um den eigenen Vorteil zu wahren?
Für sechs Millionen persönliche Vorteile auf der einen Seite und für 65.000 Vorteile auf der anderen Seite?

Hat noch niemand daran gedacht, dass die Beteiligten vielleicht in der nunmehrigen "Notsituation" des "Erwischtwerdens" die Reißleine gezogen haben, den "leichteren" Weg gegangen sind und etwas gestanden haben, um etwas Anderes und viel Schlimmeres - nämlich die vorsätzliche Schädigung am Steuergeld - zu verheimlichen? Nach dem Motto: besser eine kleine Strafe, als die gesamte Schuld am Verlust von vielleicht mehreren hundert Millionen Euros tragen zu müssen?

Dann wäre vieles leichter verständlich:

Fünf Jahre vehement lügen und andere über die Klinge springen lassen und dann plötzlich "voll" geständig sein - wegen 65.000 Euro? Mein Gott, das stinkt.

Ihr Felix

Donnerstag, 26. Juli 2012

Was für ein "Skandal": illegale Parteifinanzierung! Und was ist mit Griechenland?


Kaum bewege ich mein vom Redaktionssessel gepflegtes Hinterteil für ein paar Tage in den Urlaub, um Energien zu tanken und Gedanken zu sammeln, twittert (was für eine enervierende Angewohnheit das geworden ist ...) mir mein Smartphone: Geständnis von Martinz – Martinz tritt zurück – Korruptionsskandal in Kärnten – illegale Parteifinanzierung.

Nun, das hab ich halt einmal zur Kenntnis genommen – kein Grund zur Aufregung. Erstens war es ohnehin zu erwarten, dass in der Verhandlung so einiges noch ans Tageslicht kommen wird (Birnbacher hat ja schon anklingen lassen, dass da noch was kommt) und zweitens gibt es genügend andere Kollegen, die sich nun dem Tagesgeschäft zuwenden werden. Also: kein Grund zur Aufregung – kein Grund, um mich zurück in die Stadt zu begeben. Morgen ist auch noch ein Tag.

Wenn da nicht die Folge-Tweets wären (Habe ich schon gesagt, dass es eine enervierende Angewohnheit geworden ist? Ja? Gut.), die in mir den Verdacht aufkeimen lassen, dass zu Hause die kollektive Dummheit ausgebrochen ist und ich unbedingt etwas dagegen unternehmen muss, damit mich dieser Virus nicht auch noch erlegt.

Im Speziellen geht es mir dabei um die scharf geladenen Kommentar-Kalaschnikows, die anscheinend nur darauf gewartet haben, dass Martinz – wie man so schön sagt – „niederlegt“, um im selben Moment ganze Magazine von intellektuellen Halbergüssen und juristischen Statements abzufeuern – ohne jedoch weder tatsächlich intellektuell zu sein, noch eine fundierte juristische Ausbildung zu haben.

Was da alles zu lesen war und welche Entrüstung so ganz plötzlich herrschte! So, als wäre es eine Überraschung, dass es Parteifinanzierung überhaupt gibt.

Was ist denn das für eine scheinheilige Schreierei?
Seit Jahrzehnten wird dieses Land ausnahmslos und von Personen jeder Partei (die Grünen nehme ich hier einmal als Bewegung wahr und damit nicht als Partei), die jemals in der Regierung war durch Korruption, illegale Parteifinanzierung, Vertuschung und Schmiergeldskandalen heimgesucht.
Ausnahmslos und von jeder Partei gibt und gab es einzelne, die sich jenseits der Legalität und der Moral bewegen.

Und jetzt wird es ein Skandal?

Interessanterweise habe ich dazu auch vor wenigen Tagen schon einen Artikel geschrieben: Korruption in der Politik – eine Dilemmasituation

Aber was wundert es mich: es ist ja jedesmal der Weltuntergang, wenn ein halbwichtiger Politiker sich die Taschen füllt, oder sonstwie in dubiosen Finanzgeschäften wiederfindet.

Was dabei überhaupt nicht erwähnt wird, ist, dass nach allen Widrigkeiten und Fehlern der Justiz, das System – unser Rechtssystem – FUNKTIONIERT!

Das wäre eine Meldung wert – und nicht, dass ein Herr Martinz vor einer Woche, einem Monat und einem Jahr ganz etwas anderes gesagt hat.
Hallo? Was soll er denn sonst machen? Soll er Euch zuliebe vor einem Jahr, einem Monat oder einer Woche ein wenig weniger lügen / gelogen haben?

Liebe Freunde der schrei(b)enden Zunft: nehmt Eure Munition ein wenig zurück und schaltet mal einen Gang runter und bleibt bei den Tatsachen:
In diesem Land gibt es nicht nur die letzten paar Jahre Koruption – maximal in einer sehr beschränkten Wahrnehmung – und nicht nur zwei Parteien.

Egal ob rot, schwarz, blau oder orange – alle haben den Einen oder Anderen Schmutzfleck und –fink in den eigenen Reihen!

Jetzt tut jeder so, als wäre das der Megaskandal, dass ein Parteigänger der ÖVP angegebene 100.000 Euro für die Partei illegal beschafft hat.

Zur gleichen Zeit geht es auf einem anderen Schlachtfeld um mindestens 7000 Millionen Euro – die versemmelt wurden und bei ein wenig "Pech" von uns allen bezahlt werden müssen!

Also: die Kirche im Dorf lassen, und sich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren und das Richten und Verurteilen den Experten – nämlich den RichterInnen dieses Landes überlassen!

Und die wichtigen Dinge sind bestimmt nicht, ob ein bereits als Landesrat zurückgetretener Ex-ÖVP Mann 100.000 Euro (falls es jemand nicht auffällt: das ist 70000 mal weniger, als uns aktuell an Schaden in der Griechenlandkrise droht – und das hat NICHT Kärnten, oder Martinz zu verantworten!) von einem Herrn Birnbacher kassiert hat – ja nicht einmal, ob der EX-ÖVPler Martinz dazu einen „Masterplan“ mit dem nicht mehr lebenden Haider ausgeheckt hat.

Übrigens interessiert es genauso wenig, ob Pilz seinen Dr. zu Recht, oder zu Unrecht hat: seine Arbeit wird dadurch nicht schlechter oder besser werden.

Und noch ein kleiner aber feiner Exkurs in Sachen korrekte Berichterstattung:

Die FPK und die FPÖ sind getrennte Parteien. Die FPK ist aus dem BZÖ herausgewachsen.
Die Grünen und die SPÖ sind getrennte Parteien. Die Grünen wachsen gerade in die SPÖ hinein.

Die ÖVP existiert für sich – vorerst.

Was lernen wir daraus: alles eigenständige Parteien - punkt

Damit ist eines ganz klar: kein Obmann, keine Obfrau einer eigenständigen Partei kann und darf personelle Änderungen in einer andren Partei erzwingen - ebenfalls: Punkt.

Die ewigen Schalmeienrufe: Obmann sowieso und Obfrau sowieso müssen nun etwas tun, damit der Obmann, die Obfrau, oder Funktionär, die Funktionärin der anderen Partei zurücktritt sind schlicht ein Schwachsinn und nur ein Mittel, um noch mehr Verwirrung reinzubringen.

Einmal ganz abgesehen, vom politischen Taggeschäft der Presse(s)pre(s)cherInnen (die "s" sind nach belieben zu verwenden) und StellvertreterInnen aller anderen Führungskräfte, deren Aufgabe es ganz klar ist, den Mund soweit als möglich aufzureissen und ganz laut: „Ha! Wir haben es ja schon immer gesagt!“ und in Folge dann:“ Wir haben damit nichts zu tun, das müssen andere entscheiden.“ zu rufen.
Das ist eben deren Aufgabe, aber es ist bestimmt nicht die Aufgabe der vierten Gewalt im Staat diesen Unkenrufen zu folgen und denselben Schwachsinn zu verzapfen. Das können wir doch besser, nicht wahr?

An dieser Stelle mein Kompliment an Armin Wolf, der seinen Beruf kritisch und gewissenhaft ausübt! Fällt für mich in eine Reihe mit Hugo Portisch und dem leider zu früh verstorbenen Robert Hochner.

So und jetzt schalte ich mein „Twitterphone“ aus und fahre für den kläglichen Rest meines Urlaubs zurück in die Wildnis.

Wie versprochen gibt es danach eine Story zu INDECT.

Ihr Felix

Dienstag, 24. Juli 2012

Gastkommentar einer lieben Kollegin - Sabines politisches Okular

Liebe LeserInnen, zur Abwechslung und weil ich sie als Kollegin sehr schätze, darf ich Ihnen heute den Gastkommentar meiner Kollegin Sabine Mayerhofer zu meinem gestrigen Artikel offerieren:

"Alles eine Frage der Moral? Die unterschiedlichen Maßstäbe -  der „Moralitätskonflikt“ in der Politik


Ich habe den Ausführungen der heutigen Pressekonferenz der FPÖ gelauscht und habe eigentlich nichts Neues erfahren, außer die mir bereits bekannten Themen - aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Überrascht war ich dann aber von einem ganz speziellen Thema, das ich nicht erwartet hatte.


Dissertation der Marke Xerox (?) - und die Moral aus der G‘schicht?


Sehr sachlich und nicht einmal polemisch, wurde heute aufgezeigt und mit Unterlagen unterlegt, dass es sich bei der  Dissertation des Herrn Dr. Peter Pilz um eine Kopie einer im Jahr 1982 vom Wissenschaftsministerium beauftragten und bezahlten (?) Studie der Herren - damals noch ohne Dr. - Peter Pilz und Hannes Werthner, zum Thema „Ökonomische Bedeutung der neuen Medien in Österreich“ handeln soll, die Herr Dr. Pilz dann im Oktober 1983 inkl. Rechtschreib- und Beistrichfehler als seine Dissertation eingereicht und dafür auch die Doktorwürde erlangt hat. Es ist wirklich erstaunlich, dass diese 183 Seiten, bis auf ein paar Nummerierungen anscheinend tatsächlich ident (kopiert) sind. 


Na, da hab ich dann ein wenig recherchiert und mache mir nun meine Gedanken:


Bei einer Dissertation geht es ja nicht darum, dass man etwas neu erfinden muss, denn das Rad gibt es ja bereits und ebenso ist klar ist, dass man Bereiche aus anderen Arbeiten zitieren und dazu nehmen kann. Aber wirklich alles zu kopieren (1982/83 waren Scanner und Textverarbeitungsprogramme – und schon gar PC’s Luxus- oder Mangelware), was man gemeinsam mit einer zweiten Person erhoben und ausgearbeitet hat, und dann als Dissertation – als selbstständig erarbeitete und ausgearbeitete Arbeit -  abzugeben, das ist doch eigentlich heute wie damals mehr als fragwürdig.


Gerade von unserem Herrn Doktor Pilz, der zu Zeiten von Guttenberg in Deutschland, die Doktorarbeit unseres EU Mannes Johannes Hahn infrage gestellt hat und prüfen ließ, hätte ich derartiges nicht erwartet, oder hat er es vergessen, dass er die Studie anscheinend nur vervielfältigt hat und deshalb seine Dissertation auch eine zu überprüfende sein müsste. Oder er war tatsächlich überzeugt, dass alles rechtens ist und hat deshalb laut aufgemerkt und die Arbeit eines anderen infrage gestellt?  


Bis auf ein paar Artikel in den Zeitungen im Juni des Vorjahres, in denen sich Herr Dr. Pilz auf ein Selbstplagiat rausargumentiert, das damals nicht einmal verboten war, ist nichts passiert. Jetzt ist auf einmal war das „Selbstplagiat“ bei Dissertationen kein Thema mehr und ist im Sand verlaufen!  


Ich bekomme den Eindruck, dieser Mann ist nur bei der richtigen Fraktion. Denn wäre er einer der anderen Fraktionen zugehörig, wären diese Auffälligkeiten in der Dissertation – und zwar durch Herrn Dr. Pilz initiiert - schon längst bis ins kleinste Detail zerlegt und überprüft worden und auf allen Titelseiten  der Öffentlichkeit bekannt geworden. Und dann als unmoralisch und betrügerisch dargestellt worden.
Betrachtet man die besagte Dissertation noch ein bisschen genauer, dann findet man Univ. Prof. Dr. Alexander Van der Bellen als 1. Referenten angeführt, der im Jahre 1983 also Pilzens Doktorvater war, er soll es auch gewesen sein, der Pilz dazu angeregt hat „seine“ Studie als Dissertation einzureichen. 


Abzuleiten ist auf jeden Fall, dass bereits im Jahr 1983 Kontakte zu Van der Bellen da waren, die innerhalb von mittlerweile 29 Jahren sicher zu einer engeren Bindung geführt haben. Da ist doch sicher eine Freundschaft entstanden, die nun schon Jahrzehnte währt, nicht umsonst befindet man sich in der gleichen Gesinnungsgemeinschaft. Da ist sicher keine „Freunderlwirtschaft im Spiel“ – nicht bei Pilz.


„Hat Van der Bellen also gewusst, dass es sich bei dieser Arbeit um eine Kopie handelt und nie ein Wort darüber verloren?“, diese Frage drängt mir auf der Zunge und darauf habe ich keine Antwort gefunden. Denn als das Thema Dissertation im letzten Jahr aufkam, war in den Gazetten lediglich zu lesen, dass Herr Dr. Pilz diese Arbeit selbst gemacht hat, jedem empfehlen kann diese zu lesen, da sogar einige Aspekte eingetroffen sind und alle klagen würde, die ihm hier Böses unterstellen würden.  


Ich empfinde ich es als äußerst billig sich mit der Vervielfältigung  (Kopie) einer bezahlten (?) Studie des Wissenschaftsministeriums einen Doktortitel zu generieren. 


Ein Doktorgrad sollte doch immer Lohn für eine wissenschaftlichen Arbeit sein, die man aufgrund von Recherchen und eigenen Erkenntnissen zu Papier bringt, also der persönlichen  Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema, die selbstverständlich  auch auf schon bekannten Meinungen und Studien (hier sollten Quellenangaben gemacht werden) fußen kann, aber nicht nur auf 1:1 Kopien und Kopierarbeiten, die auch von einem Bürogehilfen stammen könnten. 
Hier hat es sich Herr Dr. Pilz möglicherweise sehr einfach gemacht, mit seinem Doktortitel, und diese Angelegenheit mehr als ökonomisch-alternativ angelegt. Und jeder von uns, der ein Studium gemacht hat, eine Dissertation geschrieben hat, wird sich jetzt in den Allerwertesten beißen, weil er nicht auch dieses ökonomisch-alternative Konzept bei der Erlangung seiner Doktorwürde gewählt hat.


Es ist ein Selbstplagiat, oder wird zumindest so dargestellt, und das ist ja mittlerweile „erlaubt“. Zu klären wäre aber dennoch: wie viel Anteil an dieser Arbeit  hat Herr Hannes Werthner, der in der ursprünglichen Studie ja noch Ko-Autor genannt wird - aber das werden wir fast 30 Jahre später sicher nicht mehr aufklären können.
Und die Moral der G‘schicht: Wenn man weiß wie ein Kopierer funktioniert ist es die halbe Miete!


Und da sind wir schon beim nächsten Thema, der überaus günstigen Miete des Herrn Dr. Pilz.
Der FPÖ zugespielten Unterlagen zufolge, bewohnt der Herr Nationalratsabgeordnete Dr. Peter Pilz eine Gemeindewohnung mit 61qm mit einer sagenhaften Miete von nur rd. 70 Euro im Monat. Nach einer Erhöhung, weil die Anlage renoviert wurde, muss er rund 150 Euro dafür berappen.
Auch das ist noch eine mehr als günstige Wohngelegenheit, die sich jeder sozial Bedürftige wünschen würde, der mittlerweile für eine halb so große Wohnung mehr als das doppelte hinlegen muss, sogar ein Zimmer in einem Studentenwohnheim ist teurer!
Hier versitzt also ein österreichischer Großverdiener eine Sozialwohnung, anstatt diese Wohnung für Personen, die einen echten Bedarf haben, frei zu machen.


Wäre doch eine gute Gelegenheit, vorbildlich ein Zeichen zu setzen – nicht wahr? 


Ich muss zugeben, dass sich meine Sympathie gegenüber den GRÜNEN in Grenzen hält: Waren sie anfangs noch eine willkommene Bereicherung in der Parteienlandschaft und haben den Umweltschutzgedanken salonfähig gemacht, sind sie in den letzten Monaten zu einer unsympathischen „Gruppe Revolutionärer Marxisten“ verkommen, die sich auf der Suche nach „Freundschaft“ ihren neuen Gesinnungsgenossen der roten Fraktion an die Brust werfen. Irgendwie höre ich bei dem Wort GRÜNE immer mehr den Schlachtruf: „lieber Rot als tot“ und das stört mich."

Liebe Sabine, danke für Deine Zeilen!

Auch Sie können mir gerne Ihren Kommentar zusenden: augeundohren@gmail.com

Ihr Felix

Montag, 23. Juli 2012

Die Moral und die Politik - ohne geht‘s nicht, mit aber auch nicht besonders gut


Liebe LeserInnen, wir angekündigt, war ich heute bei der Pressekonferenz der FPÖ zu Gast und habe mit Spannung erwartet, was sich hinter der Ankündigung "aktuelles" so versteckt, denn immer wenn etwas als "aktuelles" gekennzeichnet wird, ist es im Normalfall ein heißes Thema, das man nicht zu früh verraten will.

Ich bin also ca. ein Viertelstunde vor Beginn der PK eingetroffen und habe mit Erstaunen festgestellt, dass die Pressekonferenzen der FPÖ seit neuerstem durchwegs gut besucht sind von der Journaille: das ORF Radio war ebenso anwesend, wie das ORF Fernsehen und die übrigen Plätze im Medienzentrum nahezu gefüllt.

Dann habe ich mein lieb gewonnenes Equipment aufgebaut und mich mit der Kamera in Stellung gebracht. Da ich der einzige Fotograf war, konnte ich in Ruhe den besten Platz und die beste Einstellung suchen. (Da sehr viele noch sehr junge KollegInnen der schrei(b)enden Zunft anwesend waren, nehme ich einmal an, man wird sich in den anderen Redaktionen - falls es einen Schreibartikel dazu geben wird - an Archivfotos schadlos halten.)

Die Themen der Pressekonferenz heute:
1. Die Stiftungscausa rund um Martin Graf und Gertrude Meschar und das nun bekannt gewordene Gutachten.
2. Peter Pilz's Dissertation auf dem Prüfstand.
3. Der ESM und die Auswirkungen.
4. Das Parkpickerl in Wien und wie die Regierenden mit mehr als 170.000 Stimmen dagegen umgehen.

Kurz nach 10:30 hat dann die PK begonnen und Herr Strache hat die oben stehenden Themen eines nach dem Anderen abgearbeitet. Was mir dieses Mal besonders aufgefallen ist: sowohl in der Causa Graf/Meschar, als auch in den anderen Themen, war der Vortrag Straches sachlich ruhig und eigentlich doch sehr emotionsungebunden.
Während Strache in den nächsten 40 Minuten alle Themen darstellte, habe ich versucht, Stimmungen aufzunehmen: wie reagieren die Kollegen auf die Themen, wie reagieren Straches im Publikum sitzenden Mitarbeiter, usw...

Kickl zu Pilz: "Für mich nur mehr ein halber Doktor."

Und während ich so vor mich hin knipse, fasse ich natürlich nebenbei die "Ausreißer" im Vortrag auf. Und siehe da, Strache hat doch eine sehr interessante Botschaft zu vermitteln, die aber weder auf der Themenliste steht, noch auf den ersten Blick erkennbar war. Aber sehen wir uns in einem kurzen Abriss einmal die Themen an sich an, vielleicht kommen sie ja von ganz alleine drauf, welche Botschaft da eigentlich zu vermitteln versucht worden ist.

ad 1.:
Bevor Strache auf die einzelnen Punkte des Gutachtens eingeht, äußert er sich betroffen über die mediale Zurückhaltung in der Berichterstattung. Ein klein wenig Sarkasmus schwingt in den Feststellungen mit, die er trifft und er hätte sich eigentlich eine ebenso groß angelegte Entschuldigungswelle erwartet, anstatt der "Nebenbeierwähnungen" in den Medien.
Nun gut, dieses Recht einzufordern ist natürlich ein gutes Recht. Aber auch ein Wunschdenken - und das ist auch so rübergekommen, dass er sich da nichts anderes erwartet hat. Aber auch hier: eigentlich sehr ruhig und gefasst - keine Ausbrüche und Anschuldigungen nur einfache Feststellungen,
Abseits der Entkräftungen vieler Anschuldigungen (und hier im speziellen der Vorwürfe der Erbschleicherei, der Abzocke, der Wertminderung, des Nichterfüllen des Stiftungszweckes, etc..) gibt es aber auch den wichtigen Aspekt, dass es sich hier "nur" um ein Gutachten handelt und noch um keine Entscheidung des zuständigen Gerichts. Darauf angesprochen ist sich Strache zwar sehr sicher, dass die Entscheidung des Gerichts aller Wahrscheinlichkeit nach dem Gutachten folgen wird, aber wenn das nicht der Fall ist, dann ist ganz klar, dass hier Konsequenzen gezogen werden.
Sagt ja auch der Gerichtssprecher: "Es ist noch nicht alles geklärt ... die Frage des Zustandekommens der Stiftung sei offen - dies zu prüfen sei aber auch nicht Aufgabe des Prüfers gewesen", so der Gerichtssprecher. Zu klären sei, wie es überhaupt zu dieser Stiftung gekommen ist und "ob es damals angebracht war, so etwas zu machen". Dies zu prüfen sei "die Aufgabe des Gerichts."
Aber auch wichtig:
Zur Stellungnahme des Wirtschaftsprüfers sagte der Gerichtssprecher, dieser habe den Vermögensstand der Stiftung zu Beginn und zuletzt angesehen und komme dabei zum Ergebnis, dass das "im Großen und Ganzen ganz gut gelaufen" ist. Der Vermögensstatus habe im Wesentlichen erhalten werden können, die Stiftung sei liquide und die Stifterin habe etwas mehr bekommen als von ihr behauptet.
Straches Einstellung dazu: man wird die Entscheidung des Gerichts abwarten, aber die erhobenen wirtschaftlichen Vorwürfe sind aus der Welt und entkräftet.

(eine Anmerkung dazu: es gab zu diesem Thema eine Reihe von Fragen von zwei Kolleginnen, die in einer ungewöhnlich einseitigen Diktion gestellt waren. Zum Beispiel wurde folgende Frage immer wieder gestellt: "Aber wenn es jetzt zu einer Verurteilung kommt - lassen wir das Gutachten einmal weg - was tun Sie dann?". Ich bin über diese Art der Frage nun doch sehr verwundert: wussten die Kolleginnen denn nicht, dass es hier nicht um einen Strafgerichtsprozess geht, sondern um einen Abberufungsantrag der Stifterin beim Handelsgericht Wien? Für mich hörten sich diese Fragen alle ein wenig nach: "Aber der gehört ja eingesperrt, warum ist das denn jetzt nicht so?" an. Sehr tendenziös, sehr bedenklich. Ich verstehe schon, dass ein/e Journalist/in durchaus auch provokant fragen muss - ganz klar - aber am Thema vorbei, das ist nicht in Ordnung. Außer das Thema ist intern in der Redaktion: der Graf muss weg - dann verstehe ich es wieder - obwohl es noch immer nicht objektiv ist.)

ad 2.:
Vorgelegt werden uns unten abgebildete Dokumente und folgende Vorwürfe erhoben:

Peter Pilz habe im Jahre 1982 gemeinsam mit Hannes Werthner im Auftrag des Wissenschaftsministeriums die Studie "Ökonomische Bedeutung der neuen Medien in Österreich" verfasst. Beauftragt und bezahlt wie gesagt vom Wissenschaftsministerium (damals übrigens von der großartigen Herta Firmberg geführt).
1983 hat Peter Pilz dann seine Dissertation abgegeben. Thema der Diss: "Ökonomische Bedeutung der neuen Medien in Österreich".
Der Vorwurf ist sehr konkret: Pilz habe den Kopierer angeworfen und die Studie eins zu eins abkopiert - inklusive aller Satz-, Schreib- und Formfehlern. Die uns vorgelegten Dokumente scheinen das auch zu belegen und wie ich mich nach der PK selbst überzeugen konnte (ich hatte beide Exemplare zur Prüfung zur Verfügung - siehe Foto weiter unten) stimmen die Vorwürfe tatsächlich: die beiden Schriftstücke sind - bis auf das Deckblatt - vollkommen ident, sogar Schmutzflecken wurden mitkopiert.
Erstauntes Raunen bei der Journaille und einige ungläubige Fragen später: werden Sie das zur Anzeige bringen? Straches Antwort: wir lassen das jetzt von unseren Juristen prüfen und werden dann die entsprechenden Handlungen setzen.
Ok, aber das ist ja nichts Neues:
bereits im Jahre 2011 hat der Medienwissenschaftler Stefan Weber diesen Vorwurf erhoben. Ich habe mir den Bericht von damals rausgesucht. Hier der Text dazu:
"Damit liege "auf alle Fälle ein (juristisch unproblematisches, aber wissenschaftsethisch verschieden interpretierbares) Selbstplagiat vor", so Weber. Immerhin habe Pilz "die Studie einfach in die Dissertation hineinkopiert", so Weber zur APA. Zusätzlich könnte noch unethische Autorenschaft vorliegen: In der Dissertation werden Werthner nämlich nur gewisse Leistungen in der Empirie zugeordnet, in der Studie war er hingegen noch als gleichberechtigter Ko-Autor genannt. Weber brachte eine Anzeige bei der Agentur für wissenschaftliche Integrität ein."

Die Dokumente:

Die beiden zur Prüfung vorgelegten Ordner: oben die Dissertation unten die Studie

Das Deckblatt - links die Studie, rechts die Dissertation

Seite 83 - links die Studie, rechts die Dissertation

Seite 92 - links die Studie, rechts die Dissertation

Seite 183 - links wieder die Studie, rechts die Dissertation


Worum geht es bei einer Dissertation überhaupt: "Dissertationen sind die wissenschaftlichen Arbeiten, die anders als die Diplomarbeiten dem Nachweis der Befähigung zur selbständigen Bewältigung wissenschaftlicher Fragestellungen dienen.“, so ist im UniStG § 4 Zi. 9 zu lesen. Also ganz klar: "selbstständige Bewältigung"

Ein Selbstplagiat ist nun juristisch schwer bis gar nicht anfechtbar, immerhin hätte in so einem Fall ja der ursprünglich Autor nur seinen eigenen Text kopiert. Aber wie sieht das aus, wenn mehrere Personen an diesem Text gearbeitet haben? Schwierige Frage.
Jedenfalls will die FPÖ das nun klären lassen. Eine Rücktrittsforderung an Peter Pilz wurde nicht explizit gestellt. Aber der Vorwurf der Doppelmoral steht im Raum. Dazu bringt auch Strache noch eine Zusendung eines Wiener Bürgers ins Spiel, die belegt, dass Herr Pilz in einer Gemeindewohnung wohnt, für die er monatlich weniger als 70 Euro bezahlt - und das bei seinem Abgeordnetengehalt. Strache findet, dass es wohl angebracht sei, diese günstige Wohnung jemand zur Verfügung zu stellen - vor allem, da es sich um eine Gemeindewohnung handelt - der oder die es dringend nötiger hätte und nicht das großzügige Gehalt eines Nationalratsabgeordneten verdienen würden.

Spätestens jetzt war mir ohne Zweifel klar, wie die Botschaft der heutigen Pressekonferenz lautet. Wissen Sie es auch schon? Nein, noch nicht? Nur Geduld, dauert nicht mehr lange, dann klärt sich diese Frage beinahe von selbst.

Sehen wir uns die nächsten Punkte der PK an:

ad 3.:
Eine Rekapitulation der Geschehnisse rund um das Zustandekommen der entsprechenden Gesetz und wie man seitens der FPÖ damit umgeht und auch dagegen vorgeht. Nicht vorgehen will, sondern dezidiert vorgeht. Und wie der oberste Hüter der Verfassung hier versagt hat. Nun gut, dass ist ja auch nichts Neues, aber wichtig.
Aber auch hier ganz klar der Vorwurf, wie unmoralisch das Vorgehen der Beteiligten regierenden am Zustandekommen der österreichischen ESM Gesetzgebung war.

Jetzt noch schnell zum letzten Punkt.

ad 4.:
Das Parkpickerl und die Ignoranz der Wiener Stadtregierung gegenüber der mehr als 170.000 Bürger, die eine Volksabstimmung dazu haben wollen. Strache stellt klar, dass es hier nicht um Gebühren, sondern um die flächenmäßige Ausdehnung ginge und die Aussagen der Wiener Regierung eine Farce und unmoralisch sind. Auch hier will und wird man bis zum Verfassungsgerichtshof gehen und dagegen ankämpfen.

Gestatten Sie mir eine Zusammenfassung:

Die FPÖ hat heute in der Pressekonferenz zwar durchaus wichtige Themen lanciert und dazu Stellung bezogen, aber - und das ist viel wichtiger - auch eine harsche Kritik am Umgang der Poltik mit der Moral geübt. Offenbar wird dieses Thema auch ein zentrales Thema in Zukunft werden / bleiben, denn eines war auch ganz klar erkennbar: Strache hat immer dann, wenn es um moralische Verfehlungen der übrigen politischen Zone in Österreich ging,  persönliches Interesse gezeigt. Man konnte richtig spüren, wie sehr ihn das an die Nieren geht und dass es ihm ein echtes Anliegen ist, den moralischen Zeiger in der Politik wieder gerade zu rücken.
Und das hat er uns heute in Wahrheit an verschiedenen Beispielen gezeigt:

. Causa Graf/Meschar: der Ruf an die Journaille, Anstand zu bewahren und gerecht zu berichten.
. Pilz's Selbstplagiat: die Ermahnung, vor der eigenen Tür zu kehren, anstatt andere Politiker (und hier hat er sich sogar auf einen ÖVP Politiker bezogen) anzuschwärzen und persönlich zu vernichten und der Aufruf, die sehr günstige Gemeindewohnung freiwillig zurückzugeben um jemand bedürftigen in den Genuss kommen zu lassen - vor allem bei dem Verdienst den Pilz als Nationalratsabgeordneter hat ist das nicht moralisch.
. Der Ruf an die Regierenden, nicht am Volk vorbei und im geheimen zu regieren, sondern sich auch der moralischen Verantwortung dem Volk gegenüber zu stellen und mit offenen Karten zu spielen.
. Die Mahnung an die Wiener Stadtregierung, die politische moralische Verantwortung wahr zu nehmen und den Wählerwillen ohne Wenn und Aber zu respektieren und nicht einfach Gesetz zu brechen und zu ignorieren.

Diese Pressekonferenz heute war nichts anderes als ein ganz lauter Ruf nach der Wiederherstellung der Moral in der Politik.

Hm, kann ich das glauben? Oder halte ich es so wie einige andere KollegInnen, die der Meinung sind, das ist alles nur Augenauswischerei und wenn "er" endlich an der Regierung ist, dann wehe uns!

Hm, ...... Strache bleibt ruhig und gefasst, teilt keine medialen Orhfeigen aus, ist sachlich und konzentriert, zieht nicht über das Gericht oder die Klägerin her (Causa Graf), stellt klar: wenn es ein negatives Urteil gibt, dann ziehe ich die Konsequenzen (Causa Graf), stellt nicht die Arbeit von Pilz in Frage oder dessen Fähigkeit, sondern befasst sich mit dem moralischen Aspekt eines Selbstplagiats und einer Gemeindewohnung für einen Nationalratsabgeordneten und polemisiert nicht gegen Häupl, oder Vassilakou, sondern fordert Anstand und Respekt für den Wählerwillen ein.
Nun, ja, ich glaube ihm diese Argumentation.
Wenn er diese Linie durchhalten und umsetzen kann, dann wird es ein durchaus spannender Herbst werden.

Schicken Sie mir Ihre Meinung dazu: augeundohren@gmail.com

Ich darf mich bei Ihnen für ein paar Tage verabschieden und werde ein wenig Kraft tanken.

Und dann werde ich Ihnen von INDECT erzählen.

Ihr Felix

"Semper aliquid haeret" frei nach Plutarch und gegen Graf


Liebe Leser, verzeihen Sie mir den für mich doch eher ungewöhnlich polemischen Titel des Artikels. Sie werden sehen, dass er (leider) sehr treffend ist.

Nachdem nun schon seit einigen Tagen die Gerüchteküche brodelte und mehr oder weniger gut informierte Kreise gewusst haben, dass es eine Veröffentlichung in der leidigen - weil unnötigen - Causa Graf geben wird, komme ich nicht umhin - nachdem nun schon einige Berichte veröffentlicht wurden - Ihnen meine Sicht der Dinge zur vermitteln.
Und wie immer auch dieses Mal mit ein paar Hintergrundinformationen und objektiven Betrachtungen.

Wir erinnern uns: Martin Graf wurde in einem Report-Beitrag des ORF mit den Vorwürfen der Pensionistin Getrude Meschar konfrontiert.
Frau Meschar hat begklagt, dass Herr Graf sie übervorteilt, schlecht - wenn nicht gar falsch - informiert hat und ganz eindeutig über dem Tisch gezogen hat.

Die Aufregung war groß und das Bild, welches im Fernsehbeitrag geprägt wurde, ein ganz schlechtes. Quasi noch während der Beitrag lief kamen auch schon die ersten Rücktrittsverlangen und intensiven Wünsche nach Verurteilung und dem Einsperren des Herrn Graf.
Sowohl die Boulevardjournaille, als auch die politischen Gegner - und derer hat Herr Graf eine ganze Menge - hatten in den nächsten Tagen viel damit zu tun, in unzähligen Schlagzeilen und Titelseiten den "Verbrecher" Graf als überführt zu sehen.
Es wurde sogar eine Demo organisiert, wo man sich aller ernstens zum Ziel gesetzt hatte, das Parlament zu umstellen und den Herrn Graf - also den dritten Nationalratspräsidenten - am Betreten des Parlaments zu hindern. Die Sprecher bei der Demo wünschten sich damals sogar, dass die "leidige" Unschuldsvermutung abgeschafft wird und der Herr Graf endlich eingesperrt werden muss.

Martin Graf stört und ist kein Sympathieträger. Er ist unangenehm laut und legt sich auch gerne mal mit den eigenen Leuten an. Und, er ist derjenige, der lautstark eine Sondereinheit zur Aufklärung von Bankenskandalen fordert. Solange sein Ruf im Hinblick auf seine Arbeit im Bankenuntersuchungsausschuss derart gut ist, stellt Martin Graf tatsächlich einen unangenehmen Gegner dar.



Was war die Aufregung groß und man sich einig: Graf muss weg - ein ganz schlechter Mensch.

Nun, dieser Beurteilung kann und will ich mich nicht anschließen, dazu kenne ich Herrn Graf zu wenig. Dafür haben sich gleich nachdem die Geschichte bekannt wurde eine Reihe von "alten Freunden", Studienkollegen und dergleichen mehr gefunden, die unisono erklärten, dass Herr Graf da sicher manipuliert hat, weil er ein schlechter Mensch ist, das habe man am eigenen Leib erfahren müssen, und so weiter und so weiter.

Was mir damals schon aufgestossen ist - und es noch immer tut - war (und ist), dass die Berichterstattung an sich nichts mehr mit objektiven Journalismus zu tun hatte. Denn jedem Kollegen, der seinen Job ernst nimmt ist aufgefallen, dass es eine Vielzahl von Ungereimtheiten gibt, die es zumindest nötig machen, der Sache näher zu treten und genauer zu recherchieren.

Die, die sich dann auch näher mit der Geschichte befasst haben, haben dann sehr schnell die Finger davon gelassen, weil die ganze Geschichte nach einer gut gesteuerten Medienkampagne gerochen hat. Die leidtragende Kollegin vom ORF hat indes im guten Glauben gehandelt und - so fair muss man sein - nur Fragen gestellt. Die Bildung einer Meinung blieb dann der übrigen Journaille überlassen.
Und diese Meinungsbildung war extrem tendeziös und hat den üblen Beigeschmack von vorauseilendem Gehorsam.

Natürlich ist die gerichtsanhängige Sache noch nicht durch ein Urteil entschieden - insofern haben wir eigentlich Status quo: warten auf das Urteil in der Klage von Frau Meschar gegen den Vorstand der Stiftung. Aber das von zuständigen Gericht in Auftrag gegebene Gutachten liegt vor und kann nun eingesehen werden. Dennoch: ob das Gericht dann auch dem Gutachten folgt muss abgewartet werden. Wie ein guter Freund immer sagt: vor Gericht und auf hoher See ist alles möglich und nichts gewiss.

Trotzdem gibt es dieses Gutachten nun einmal und da die Journaille damals auch ohne Gerichtsurteil ein eigenes Urteil gefällt hat, muss dieselbe Journaille nun auch die Existenz dieses Gutachten anerkennen.
Allerdings gehen die Uhren hier dann etwas anders:
Es wurde die Stellungnahme des Anwalts von Frau Meschar eingeholt. Und dieser hat dazu eine ganz eigene Meinung: Das Gutachten zeige nur die juristische Seite aber nicht, wie es überhaupt zu dieser Stiftung gekommen ist!
Und die politischen Gegner gehen noch einen Schritt weiter: es sei ja ganz klar gewesen, dass das alles juristisch so aufbereitet worden sei, dass nichts daran hängenbleiben kann. Aber unmoralisch bleibt es trotzdem und Graf muss weg - Strache muss daher endlich reagieren!

Ich habe mir die damalige Berichterstattung noch einmal vorgenommen und mir die Schlagworte notiert: unmoralisch, verwerflich, Verbrechen, Abzocke, Betrug, schmierig, einsperren, schändlich. Die ganz üblen lasse ich in dieser Aufzählung aus, weil sie aus ohnehin fragwürdigen Mündern kommen.
Ganz am Rande habe ich in der Berichterstattung gefunden, dass Herr Graf keinen Groll gegenüber Frau Meschar hegt und gar nicht gefunden habe ich irgendeinen Angriff von Herrn Graf gegen Frau Meschar. Nichts! Da frage ich mich doch, warum das niemand aufgefallen ist?
Viel lebensnaher - wenn man den Beschreibungen der Persönlichkeit des Herrn Graf in den Medien folgt - wäre es doch gewesen, hätte Herr Graf sich lautstark und vollmundig gegen Frau Meschar gestellt und sie aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters vielleicht sogar als dement dargestellt, oder etwa nicht? Wird er nicht als das Monstrum dargestellt, als der Burschenschafter und rechtsradikale, der kleine Kinder zum Frühstück ist? Nein? Dann kann ich nicht mehr lesen und auch nicht mehr verstehen, denn die Medien und die politischen Gegner waren sich alle einig, dass Herr Graf das Schlechteste ist, was dieser Republik überhaupt passieren kann!

Aber, lassen wir die Meinung der übrigen Journaille einfach so stehen und nehmen wir die Meinungen seiner politischen Gegner einfach nur wahr - ohne Beurteilung oder Wertschätzung.
Was bleibt dann?

Ein ganz übler Geschmack: Semper aliquid haeret - etwas bleibt immer hängen. 

Eigentlich hätte man sich erwarten müssen, dass dieses Gutachten nun ebensolche Schlagzeilen verursachen müsste, wie der zugrunde liegende Report-Bericht. Aber dem ist nicht so. Nur einige wenige Zeilen finden sich in den "führenden" (weil am Lautesten schreienden) Billigblättchen und anstatt einer viertelstündigen Berichtserstattung im ORF und einem weiteren Interview des Herrn Graf (oder auch des Anwalts von Frau Meschar) gab es sage und schreibe drei kleine Berichte die alle in etwa folgenden Inhalt hatten: "... ein Schaden sei derzeit nicht abzuleiten", "... eine Wertminderung sei derzeit nicht festzustellen." und so weiter. Ganz klar worauf das abzielt, nicht wahr?
Und die Bestätigung folgte auch sofort, als man dann die sehnsüchtig erwartete Stellungnahme des Anwalts von Frau Meschar verlesen durfte: es sei ja nur eine Feststellung des Ist-Zustandes......
Nun, ich weiss, was kommen wird. Sie auch?
Richtig: zu irgendeinem Zeitpunkt wird irgendeine Zahl in der betriebswirtschaftlichen Führung nicht so besonders positiv sein. Ob nun aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise, oder einer kurzfristigen Mehrausgabe durch die Bauarbeiten (die dann aber sofort mit Zinsen durch den Bauträger abgedeckt wurden - also auch hier kein Schaden entstanden ist), oder durch sonst eine zwingende Massnahme ist dabei vollkommen egal. Man wird sie finden und dann ganz laut rufen: wir haben es ja immer gewusst! Völlig ignorieren wird man dann eben jene Wirtschaftskrise und vielleicht sogar den Vorstand der Stiftung verantwortlich machen, weil der das hätte ahnen müssen und dagegen lenken. Ebenso ignorieren wird man dann, dass zur gleichen Zeit die Zinsleistungen durch die Banken gesunken sind und auf keinen Fall wird man es erwähnen, dass die Stiftung sogar möglichst krisensicher in feste Werte investiert hat - so, wie es alle Ökonomen derzeit dringend raten.
Mann wird und will es ignorieren - weil es ein ganz anderes Ziel zu verfolgen gilt, das in Wahrheit nichts mit Frau Meschar zu tun hat. Die ist nur ein Mittel zum Zweck geworden. Aus einer Geschichte zum Leid einer betagten Dame im ORF ist ein Werkzeug der Politik geworden. Bis hin zum Bundespräsidenten hat alles eine Meinung dazu gehabt und eine Forderung gestellt - niemand hat dieses Gutachten abgewartet, oder gar das Urteil des Gerichts.
Und jetzt kommt - nachdem die erhofften Malversationen ausgeräumt scheinen - der Vorwurf, dass es ohnehin immer nur um den moralischen Aspekt ging und ein Politiker strengere moralische Werte einhalten muss.

Strengere moralische Werte

Moment: es rufen die Scheinmoralisten, die die Souveränität Österreichs geschlossen nach Brüssel delegiert haben und über Jahrzehnte hinaus einen Riesen-Skandal nach dem anderen zu verantworten hatten und haben, nach Moral in der Politik? Und die Forderung kommt gerade aus dem Eck, als dem bei dem Ruf nach Offenlegung der Parteifinanzierung die Aussage kam: "....parteinahe Vereine werden Spenden nicht offenlegen.", also das gesamte "Transparenzgesetz" damit ad absurdum zu führen drohte? Von dort kommen die Rufe nach Moral? Na dann...

Aber zurück zum eigentlichen Thema:

Wollte das niemand sehen, dass hier alle Regeln in der nachfolgenden Berichterstattung gebrochen wurden?

Das, was sich hier abspielt deckt sich mit den Informationen, die mir schon vor etwa einem Jahr zugespielt worden sind und die mir damals noch ein wenig zu waghalsig und zu verschwörerisch erschienen sind: In den Kreisen der politisch Wissenden (wollen wir sie so benennen) hatte man die Befürchtung, dass die Freiheitlichen in Österreich schlimmstenfalls bis zu 40% bei der nächsten Wahl erreichen könnten. Man war sich einig, dass das auf keinen Fall passieren dürfe.
Ich glaube heute noch immer nicht, dass hier einen Masterplan gibt, um die Freiheitlichen an einem noch ungewissen Wahlerfolg zu hindern. Aber mittlerweile glaube ich daran, dass man jede sich bietende Gelegenheit wahrnimmt, um sicher zu gehen, dass diese Unwahrhscheinlichkeit nicht eintritt. Also: keine Verschwörung, aber die Bündelung gemeinsamer Interessen durchaus.
Und ein Zeichen für Angst ist das doch sehr amateurhafte Vorgehen: die die am lautesten geschrien haben, haben am schlechtesten recherchiert und sich in einen unappetitlichen Sozialporno hineinziehen lassen. Oder glaubt irgendjemand, dass Frau Meschar damit geholfen ist, wenn ihr Name andauernd mit Betrugsvorwürfen genannt wird, oder sie immer wieder missbraucht wird, um die Vorwürfe erneut zu wiederholen? Glaubt den irgendjemand, der bei Verstand ist, dass Frau Meschar tagein und tagaus mit dem Medien Rücksprache hält und darum bittet, immer wieder genannt zu werden und sich dann auch den Kritikern aussetzen muss, die genauso dumm und unmenschlich behaupten, sie wäre nicht mehr Herr Ihrer Sinne - oder wie es gerade in diversen Foren praktiziert wird, schlimmer noch: selbst der Lüge bezichtigt wird?

Liebe Leser, ich darf mit einem Zitat Ciceros enden (nicht weil ich so klug bin, sondern weil es stimmig ist und dazu passt): Semper aliquid ad discendum est. - "Immer gibt es etwas dazuzulernen.", so auch für mich und hoffentlich auch für Sie: ich kann und darf Ihnen hier nicht empfehlen, ein bestimmtes Medium zu lesen, oder nicht zu lesen. Aber ich darf Ihnen eine Frage zum Nachdenken geben:
Wie gut kann die journalistische Arbeit denn bei einem Blatt sein, dass womöglich kostenlos angeboten wird? Könnte es da logischer Weise nicht schon aufgrund der fehlenden Einnahmen zu finanziellen Engpässen in der Recherche kommen und könnten dann die Berufskollegen (sofern sie das überhaupt sind) die für diese Medien arbeiten nicht dazu quasi "gezwungen" sein, umfangreiche Recherchen zugunsten eines einfachen und kostengünstigeren Abschreiben anderer Medienberichte hinten anstehen zu lassen?
Wenn das so wäre - und ich sage nicht, dass es so ist - wäre es dann nicht vorteilhaft, sich zumindest in anderen Medien zusätzliche Meinungen einzuholen?
Denn dann bestünde die Möglichkeit, dass Sie vielleicht über das Eine oder das Andere ein ganz anderes Bild bekommen....

Ich werde mir morgen die Pressekonferenz von Herrn Strache anhören. Da steht zwar nur "aktuelles", aber ich glaube, es wird durchaus sehr interessant werden. Danach schreibe ich Ihnen meine Eindrücke dazu.

Ihr Felix

Sonntag, 22. Juli 2012

Korruption in der Politik – eine Dilemmasituation


Gerade eben erleben wir wieder einen regelrechten Berichterstattungs-Hype, wenn es darum geht, dass die Politik käuflich geworden sei.
Amtsmissbrauch, Schmiergeldzahlungen, Korruptionsvorwürfe, Vorteilsgewährung, Postenschacher, Gefälligkeitsgutachten, Scheinrechnungen, Bananenrepublik. Demokratieverlust, Schattenwirtschaft, Scheindemokratie Gesetzeskauf lauten die Schlagwörter, die sie uns in den letzten Jahrzehnten immer wieder durch die Medien begleitet haben.
Es scheint, als sei Österreich ein einziger Schmiergeldtopf und Selbstbedienungsladen.



Die Namen derer, die (es gilt natürlich die Unschuldsvermutung) dafür verantwortlich gemacht werden, liest sich wie das „who is who“ der Politikerelite und der heimischen Industrie. Keine in eine entscheidungsfindenden Position gewählte Fraktion ist davon ausgenommen, kein Bereich der Wirtschaft nicht betroffen.

Und wenn man der Journaille folgt, dann leben wir augenscheinlich und oberflächlich betrachtet in einer verfilzten und korrumpierten Gesellschaft, in der einige wenige in einem destruktiven Akt das allgemeine Interesse zum eigenen Vorteil verletzen und manipulieren.

Hm, das liest sich jetzt aber auch genauso, wie die Vorwürfe, die die Errichtung des ESM begleiten...

Versuchen wir einmal, frei von Vorurteilen und unvoreingenommen an das Thema Korruption heranzugehen und machen als Beginn einen Abstecher in das 18. Jahrhundert:

Der „Alte Fritz“ (Friedrich II. von Preußen) hat in der Zeit rund um den Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) ganz offen die Minister Maria-Theresias bestochen und ging seinerseits davon aus, dass sie dasselbe zur gleichen Zeit tut. Das geht aus Schreiben hervor, der Friedrich II. seinem Bruder Heinrich zukommen ließ. Zu der Zeit war es gelebte Praxis, dass Korruption systematisch angewandt wurde.
Diplomaten hatten dabei sogar eine Art von Anrecht, bestochen zu werden und Beamte waren zur damaligen Zeit Diener des Hofes, die sich von den Zahlungen der Untertanen für gerichtliche  oder einfache Amtshandlungen zu ernähren hatten – es war ein fixer Bestandteil des Besoldungssystems.
Dabei erhielten diese Beamte von Hof selbst nur etwa zwei Drittel des Soldes – welcher zur Erhaltung des Lebensstils notwendig war (Beamte mussten zur damaligen Zeit einem dem Hofe angepassten Stil pflegen) - der Rest musste eben durch diese Korruptionszahlungen „erwirtschaftet“ werden.

Erst mit dem neuen Besoldungssystem, das im Jahre 1873 eingeführt wurde und die „Dienstpragmatik“ aus dem Jahre 1914, führten dazu, dass Beamte in Hinkunft nicht mehr auf dieses Zubrot angewiesen waren.

Man kann also durchaus sagen, dass Korruption zur damaligen Zeit ein fixer Bestandteil der Beamten- und Regierungsgeschäfte war und nicht nur geduldet, sondern sogar erwartet und teilweise auch vorausgesetzt wurde. Anders gesagt: Korruption hat Tradition.

Was aber bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass man bereits vor mehr als 150 Jahren die „Erhaltung des Lebensstils“ als ursächlichen Zugang zur Korruption erkannt hat. Eine Erkenntnis, die auch heute noch uneingeschränkt Gültigkeit hat.

Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die ersten zaghaften Versuche einer Art Liberalisierung im wirtschaftlichen Leben (das Prinzip des „Wohlstands der Nationen“, wonach das eigennützige Streben der Menschen zum Wohl der gesamten Gesellschaft beiträgt – auch als Wirtschaftsliberalismus oder das Konzept der „unsichtbaren Hand“ benannt), was in den Überlegungen der politischen Denker nach der Weltwirtschaftskrise dazu führte, dass man der Korruption und Vorteilsnahme verstärkt entgegentreten muss. Man hatte erkannt, dass korrumpierte staatliche Intervention – und hier im Speziellen gesteuert durch die Einflussnahme wirtschaftlicher Kartelle – den freien Markt behindert oder sogar ad absurdum führt.

Also auch hier ganz klar erkenntlich: Korruption war und ist ein  - wenn auch gehasster – Bestandteil der Willensbildung.

Kommen wir zur Jetztzeit:

Da muss ich jetzt die provokante Frage stellen: kann eine Demokratie ohne Korruption überhaupt funktionieren?

Wie gesagt, ich versuche hier ohne Vorurteile und unvoreingenommen an das Thema heranzugehen und denke, dass diese Frage daher durchaus Berechtigung hat.

Warum:

Dazu holen wir ein wenig aus und versuchen gemeinsam, Demokratie einfach leserlich und verständlich zu begreifen (gewiss, ein gefährlicher Ansatz der nicht ohne Kritik bleiben wird, aber für den Zweck durchaus tauglich).
Unsere Form der Demokratie wird als repräsentative Demokratie bezeichnet, was nichts anderes bedeutet, als das wir – die Bürgerinnen und Bürger Österreichs – in geheimen und freien Wahlen unsere Repräsentanten wählen.
Damit wir auch wissen, wen wir wählen dürfen und können, gibt es das passive Wahlrecht, worin definiert ist, dass alle auch aktive wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreicher gewählt werden dürfen (wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben und keine Ausschließungsgründe vorliegen).
Also: alle dürfen alle wählen – grob gesagt.
Und damit wir nun wissen, wen wir wählen sollen, haben sich Parteien etabliert. Parteien sind nichts anderes, als dass sich eine Zahl von Menschen zu einer Gruppierung zusammengeschlossen haben die gemeinsam versuchen, politische  Macht und die damit verbundenen Positionen zu erlangen, um die ideellen Ziele, für die sie einstehen, zu verwirklichen.
Diese Repräsentanten, die wir nun wählen sollen, werden uns durch Wahllisten vorgeschlagen. Die Entscheidung darüber, wer uns vorgeschlagen wird, treffen die jeweiligen Parteigremien.
Fazit: alle werden einige wenige wählen.

Nahezu alle Parteien in Österreich sind sich in einigen grundsätzlichen Fragen einig. Zum Beispiel in Fragen der Menschenrechte.
Darüber hinaus gibt es aber durchaus sehr unterschiedliche Zugänge zu Lösungsansätzen und Inhalten im Fall einer Regierungsbeteiligung.
Dies führt vor einer Wahl zu oft sehr kontroversen Wahlkämpfen (die oft auch auf sehr persönlicher Ebene ausgefochten werden) und nach der Wahl zu ständig schwellenden Konflikten.

Zurück zum Thema:

All diese möglichen und tatsächlichen Repräsentanten sind Menschen. Mit Stärken und Schwächen, mit Idealen und Zielsetzungen und müssen während ihrer gesamten Regierungs- oder Oppositionsarbeit eine Vielzahl von Kompromisse eingehen, Entscheidungen treffen und Richtungen vorgeben – am idealsten im Sinne derjenigen, die sie gewählt haben.

Und weil sie Menschen sind – genauso wie diejenigen, die sie gewählt haben, unterliegen sie denselben Mechanismen wie alle anderen auch.
Vielleicht sogar noch ein wenig mehr, weil sie überzeugt für eine bestimmte Sache einstehen und diese durchsetzen müssen, oder es zumindest versuchen. Nämlich jene Sache, der sie sich vor der Wahl versprochen haben.

Und jetzt machen wir den nächsten Schritt und gehen weg von der Theorie – wo alles schön ist und nahezu fehlerfrei am Papier funktioniert – und steigen in die Realität ein.

Politiker haben einen Freundeskreis, haben Familie, sind bekannt und stehen in der Öffentlichkeit. Politiker müssen und sollen mit dem Wahlvolk interagieren und erreichbar sein. Sie sollen und müssen Meinungen auffangen und in die eigene Entscheidungsfindung einbringen.
Politiker wollen wiedergewählt werden und ihren Auftrag, ihre Botschaft solange als möglich transportieren und umsetzen.
Anders gesagt: sie müssen Politik – also Kommunikation in einer besonderen Form – machen und dabei idealerweise den Wählerwillen erfassen und umsetzen.

Politik kostet schlicht Geld. Unsummen, um genau zu sein. Abgesehen davon, dass eine Vielzahl von Mitarbeitern in den Parteien bezahlt werden müssen, kosten auch die Bemühungen um Kommunikation viel Geld: Parteiveranstaltungen, Diskussionsveranstaltungen, Aussendungen, Weiterbildungsmaßnahmen, etc...

Parteien leben daher zu einem Teil auch von Sympathisanten, die durch Zuwendungen (materieller oder immaterieller Natur) dazu beitragen, dass die Strukturen aufrecht und am Funktionieren bleiben. Lassen wir hier einmal außen vor, ob Parteien gut organisiert, oder einfach nur aufgeblasen sind – das wäre ein eigenes Diskussionsthema.

Ohne der privaten Parteiförderer wären einige Parteien schlicht nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit in dem Umfang umzusetzen, den sie für nötig erachten.

Nun ist es selbstverständlich so, dass jeder Förderer sich einen persönlichen Vorteil aus seiner Förderung / Spende erhofft: entweder die Umsetzung der versprochenen Wahlziele, die ihn persönlich angesprochen haben, oder ganz einfache Erwartungen in kommende und erhoffte Vorteile ganz persönlicher Natur.

Eigentlich ganz selbstverständlich, denn wer etwa glaubt, dass es Förderer gibt, die Geld und Zeit einfach nur dafür hergeben um des Hergebens willen, der lebt in einem fremden Universum.

Machen wir den nächsten Schritt und konstruieren ein durchaus mögliches Szenario:

Abgeordneter XY hat im Wahlkampf gut und glaubhaft argumentiert, dass er sich für eine bestimmte Sache einsetzen wird, wenn seine Partei (und damit auch er) gewählt wird. Abgeordneter XY kommt aus einem regionalen Kreis, wo jeder Jeden kennt.
Unternehmer Z  kommt aus demselben regionalen Kreis, ist auch persönlich mit XY befreundet und unterstützt die ideellen Ziele von XY und dessen Partei, weil sie auch mit seinen persönlichen konform gehen.
Zum Beispiel, durch eine Spende an die Partei und durch dir Organisation von Wahlveranstaltungen.

Einige Jahre später – XY ist tatsächlich in der Regierung – wird ein Projekt ausgeschrieben, an dem sich auch Z interessiert zeigt und seine Bewerbung abgibt.
Die anderen Bewerber sind bekannt dafür, dass sie im Wahlkampf die gegnerischen Parteien unterstützt haben.

Alle Bewerber bringen annähernd dieselben Voraussetzungen mit und es entsteht wie so oft eine Art von Pattstellung.
Abgeordneter XY entscheidet nun aufgrund menschlicher Überlegungen (Freundschaft zu Z, die Förderung von Z im Wahlkampf) zugunsten Z – obwohl dieser nicht darum eigens ersucht, oder gar versucht hätte, Einfluss zu nehmen.
Eine sogenannte Vorteilsgewährung ist geschehen – eine Form der Korruption, die unter Strafe steht im schlimmsten Falle.

Ein anderes kurzes Beispiel:

Der Obmann eines niederösterreichischen Sportvereins nützt seine politischen Kontakte in den Nationalrat, um eine Einbürgerung einer Sportlerin (die für ihn wichtig zu sein scheint) zu beschleunigen und durchzusetzen. Sein politischer Kontakt nimmt im Hinblick auf die gemeinsamen Bestrebungen in diesem Sportverein tatsächlich Einfluss und setzt sein Gewicht als Abgeordneter zum Nationalrat und die parteipolitische Verbundenheit zum Entscheidungsträger – der in derselben Fraktion beheimatet ist – ein, um diese Einbürgerung durchzusetzen. Kein Einzelfall, das geschieht ununterbrochen.
Ein Amtsmissbrauch ist geschehen.

Und diese – zugegeben sehr provokante Liste – könnte man immer weiterführen.

Wenn wir diese Liste dann gemeinsam durcharbeiten und lesen würden,  würden wir auf Einflussnahmen in der Gesetzgebung durch Unternehmen stoßen, die dem Wahlvolk gut getan haben und auf solche, die zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger sind. Wir würden auch darauf stoßen, dass einige NGO’s Vorschläge zu Gesetzesänderungen ausgearbeitet und vorgelegt haben, die dann in die Gesetzgebung eingeflossen sind, sowohl zum Vor- als auch zum Nachteil der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und die dann zum Beispiel die nachträgliche Bewilligung von Fördermittel an diese NGO’s  nach sich ziehen.
Wir würden wahrscheinlich sehr schnell gemeinsam zu der Betrachtung kommen, dass es offenbar zwei Arten der Korruption gibt und würden die vielleicht als „gute Korruption“ (weil in den Fällen, wo wir das so anerkennen würden, vielen Menschen geholfen wurde) und „schlechte Korruption“ (dort, wo ein, dort wo einige Politiker aus Eigennutz sich bereichert haben) bezeichnen.

Wenn wir uns dann – ausgestattet mit einer Fülle an Informationen – zum Nachdenken über die Frage, ob die Korruption den Niedergang der Demokratie bedeutet, zurückziehen, müssten wir uns auch die Frage stellen, ob Korruption nicht ein fixer Bestandteil einer mehr oder weniger gut funktionierenden Demokratie sein muss.

Vielleicht wären wir dann der Meinung, dass man Korruption keinesfalls gut heißen kann und darf, aber sich auch bewusst sein muss, dass eine nachhaltige Ausrottung der Vorteilsnahme, Vorteilsgewährung, Bestechung, Geschenkannahme und den vielen Arten der Korruption nicht durch eine bloße einseitige Gesetzgebung machbar sein wird, sondern dass wir uns in einem echten Dilemma befinden:

Einerseits liegt es im Interesse aller, die Korruption zu unterbinden, weil sie ab einem gewissen Grad der Ausbreitung den ökonomischen Ruin bedeutet (Zum Beispiel durch Auftragsvergabe an Unternehmen, die qualitativ schlechtere, aber teurere Leistungen erbringen, oder durch Legung von Scheinrechnungen, um nie erbrachte Leistungen zu verrechnen, usw...), andererseits wären alle diejenigen, die nicht korrumpieren durch diejenigen, die Korruption als fixen Bestandteil sehen und sich lukrative Aufträge dadurch sichern, am freien Markt ausbeutebar und ausgeliefert.
Und das Dilemma besteht natürlich auch in der persönlichen Wahrnehmung der Frage: was ist Korruption und was nicht?

Das ist nicht nur eine Frage der Gesetzgebung und der Strafrechtlichen Bestimmungen, sondern und meiner Meinung nach sogar vor allem, eine Frage der Moral der einzelnen Protagonisten.
Und Moral an sich ist kein ewig geltender und in Stein gemeißelter Begriff, vielmehr unterliegt der Begriff der Moral – speziell in der politischen Meinungsbildung - einer sich ständig ändernden Anforderung..
Was heute in einigen Bereichen als moralisch einwandfrei gilt, kann morgen unter anderen Gesichtspunkten bereits verwerflich sein und umgekehrt.

Aber es muss eine Kontrolle her, das steht außer Frage. Nur sind die bisher angedachten und teilweise auch schon umgesetzten Konzepte dazu ein Farce:

Ein Transparenzgesetz, das sicherstellen soll, dass Parteifinanzierung transparenter werden und gleichzeitig aber eine Vielzahl von Möglichkeiten offenlässt diese angekreideten Parteifinanzierungen trotzdem – und zwar in Wahrheit uneingeschränkt – durchzuführen.
Als „Ausgleich“ dazu eine erhöhte Parteiförderung, die sicherstellen soll, dass man in Zukunft nicht mehr abhängig ist von Spenden an eine Partei.
Wobei noch niemand aufgeschrien hat, dass diese Erhöhung der Parteiförderung erstens ein Geständnis ist, dass bislang still und leise „gefördert“ wurde und zweitens das Volk dafür in Zukunft aufkommen muss, also nur eine Umschichtung der stillen Spenden von den Unternehmen und Konzernen auf den/die einfache/n Arbeitnehmer/Arbeitnehmerin darstellt. Anders gesagt: wo sich bislang finanzstarke Konzerne mit deren eigenen Geld dafür einsetzen mussten, dass „Gefälligkeiten“ erwiesen werden, übernimmt das jetzt jeder einzelne für uns für diese Unternehmen. Denn die Einflussnahme durch die Konzerne wird dadurch nicht abnehmen: die betroffenen PolititkerInnen und BeamtInnen, die bislang empfänglich waren für Zuwendungen, werden es auch in Hinkunft sein – oder ist da wer anderer Meinung?

Was wäre dann ein gangbarer Weg?

Nun, ich denke, die völlige Transparenz aller Parteispenden und Zuwendungen wäre ein Ansatz, der dazu führen würde, dass nach eine gewissen „Eingewöhnungszeit“ ein erträgliches Maß an Normalität einkehren würde und die bisherigen Spender und Gönner (siehe USA) auch dann ganz offen dazu stehen werden.
Diese Offenheit wäre ein wichtiger Schritt heraus aus der Anonymität und dem Geheimen und damit auch der Schritt weg von geheimen und anonymen Absprachen.
Eine Offenlegung aller Beteiligungen der zur Wahl stehenden Parteien, damit auch hier nicht im Schutze der Anonymität parteieigene Konstrukte bevorzugt werden.

Bleibt das moralische Dilemma eines jeden Einzelnen.
Da sehe ich ehrlich gesagt keinen Ansatz, der dazu führen würde, dass in Zukunft nicht Gier und Eitelkeit zu Anfälligkeiten einzelner Personen führen. Dieses Dilemma wird wohl auch in Zukunft bestehen bleiben.
Ein Mehr an Strafen und härtere Strafen wird in einigen Bereichen vielleicht zur Abschreckung führen, aber in anderen Bereichen die Korrumpierer und Korrumpierten nur dazu bringen, deren Aktivitäten noch besser zu verstecken und das dubiose Handeln noch besser zu verschleiern.

Das moralische Dilemma musste ich in den Recherchen zu diesem Artikel selbst erfahren, als ich mit einem Lobbyisten dazu ein Interview geführt habe. Dabei ging es um zwei Politiker in Österreich, die seit Jahren in den Schlagzeilen immer wieder mit dubiosen Vorgängen rund um Schmiergeldzahlungen vorkommen.
Sein Kommentar dazu:
Politiker haben keinen Anreiz, Korruption zu bekämpfen. Manche wollen gar nichts von dem Thema wissen. Auch das Unrechtsbewusstsein von einigen Politikern ist nicht stark ausgeprägt, oder im Falle von Xxxxxx einfach nicht vorhanden (der Name wurde von mir entfernt). Im Gegenteil, einige halten „Provisionen“ für einen legitimen Teil ihres Einkommens und sich selbst für eine Art Elite, der es zusteht, „Geschenke“ anzunehmen.
Lassen Sie mich daher zum Schluss dieses Artikels feststellen:
Mir wurde die Frage vorgelegt, ob die Korruption den Niedergang der Demokratie bedeutet.
Dazu muss ich ganz klar ein Nein aussprechen.
Die Demokratie lebt nicht von und für Korruption, aber Korruption ist durch das Dulden einer weniger zum offenbaren Bestandteil des demokratischen Prozesses geworden. Diesen Teil kann man aber selektiv entfernen, ohne dass die Demokratie dadurch zusammenbricht – davon bin ich überzeugt.

Ihre Kritik ist wie immer gerne willkommen: augeundohren@gmail.com

Ihr Felix