Dienstag, 24. Juli 2012

Gastkommentar einer lieben Kollegin - Sabines politisches Okular

Liebe LeserInnen, zur Abwechslung und weil ich sie als Kollegin sehr schätze, darf ich Ihnen heute den Gastkommentar meiner Kollegin Sabine Mayerhofer zu meinem gestrigen Artikel offerieren:

"Alles eine Frage der Moral? Die unterschiedlichen Maßstäbe -  der „Moralitätskonflikt“ in der Politik


Ich habe den Ausführungen der heutigen Pressekonferenz der FPÖ gelauscht und habe eigentlich nichts Neues erfahren, außer die mir bereits bekannten Themen - aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.
Überrascht war ich dann aber von einem ganz speziellen Thema, das ich nicht erwartet hatte.


Dissertation der Marke Xerox (?) - und die Moral aus der G‘schicht?


Sehr sachlich und nicht einmal polemisch, wurde heute aufgezeigt und mit Unterlagen unterlegt, dass es sich bei der  Dissertation des Herrn Dr. Peter Pilz um eine Kopie einer im Jahr 1982 vom Wissenschaftsministerium beauftragten und bezahlten (?) Studie der Herren - damals noch ohne Dr. - Peter Pilz und Hannes Werthner, zum Thema „Ökonomische Bedeutung der neuen Medien in Österreich“ handeln soll, die Herr Dr. Pilz dann im Oktober 1983 inkl. Rechtschreib- und Beistrichfehler als seine Dissertation eingereicht und dafür auch die Doktorwürde erlangt hat. Es ist wirklich erstaunlich, dass diese 183 Seiten, bis auf ein paar Nummerierungen anscheinend tatsächlich ident (kopiert) sind. 


Na, da hab ich dann ein wenig recherchiert und mache mir nun meine Gedanken:


Bei einer Dissertation geht es ja nicht darum, dass man etwas neu erfinden muss, denn das Rad gibt es ja bereits und ebenso ist klar ist, dass man Bereiche aus anderen Arbeiten zitieren und dazu nehmen kann. Aber wirklich alles zu kopieren (1982/83 waren Scanner und Textverarbeitungsprogramme – und schon gar PC’s Luxus- oder Mangelware), was man gemeinsam mit einer zweiten Person erhoben und ausgearbeitet hat, und dann als Dissertation – als selbstständig erarbeitete und ausgearbeitete Arbeit -  abzugeben, das ist doch eigentlich heute wie damals mehr als fragwürdig.


Gerade von unserem Herrn Doktor Pilz, der zu Zeiten von Guttenberg in Deutschland, die Doktorarbeit unseres EU Mannes Johannes Hahn infrage gestellt hat und prüfen ließ, hätte ich derartiges nicht erwartet, oder hat er es vergessen, dass er die Studie anscheinend nur vervielfältigt hat und deshalb seine Dissertation auch eine zu überprüfende sein müsste. Oder er war tatsächlich überzeugt, dass alles rechtens ist und hat deshalb laut aufgemerkt und die Arbeit eines anderen infrage gestellt?  


Bis auf ein paar Artikel in den Zeitungen im Juni des Vorjahres, in denen sich Herr Dr. Pilz auf ein Selbstplagiat rausargumentiert, das damals nicht einmal verboten war, ist nichts passiert. Jetzt ist auf einmal war das „Selbstplagiat“ bei Dissertationen kein Thema mehr und ist im Sand verlaufen!  


Ich bekomme den Eindruck, dieser Mann ist nur bei der richtigen Fraktion. Denn wäre er einer der anderen Fraktionen zugehörig, wären diese Auffälligkeiten in der Dissertation – und zwar durch Herrn Dr. Pilz initiiert - schon längst bis ins kleinste Detail zerlegt und überprüft worden und auf allen Titelseiten  der Öffentlichkeit bekannt geworden. Und dann als unmoralisch und betrügerisch dargestellt worden.
Betrachtet man die besagte Dissertation noch ein bisschen genauer, dann findet man Univ. Prof. Dr. Alexander Van der Bellen als 1. Referenten angeführt, der im Jahre 1983 also Pilzens Doktorvater war, er soll es auch gewesen sein, der Pilz dazu angeregt hat „seine“ Studie als Dissertation einzureichen. 


Abzuleiten ist auf jeden Fall, dass bereits im Jahr 1983 Kontakte zu Van der Bellen da waren, die innerhalb von mittlerweile 29 Jahren sicher zu einer engeren Bindung geführt haben. Da ist doch sicher eine Freundschaft entstanden, die nun schon Jahrzehnte währt, nicht umsonst befindet man sich in der gleichen Gesinnungsgemeinschaft. Da ist sicher keine „Freunderlwirtschaft im Spiel“ – nicht bei Pilz.


„Hat Van der Bellen also gewusst, dass es sich bei dieser Arbeit um eine Kopie handelt und nie ein Wort darüber verloren?“, diese Frage drängt mir auf der Zunge und darauf habe ich keine Antwort gefunden. Denn als das Thema Dissertation im letzten Jahr aufkam, war in den Gazetten lediglich zu lesen, dass Herr Dr. Pilz diese Arbeit selbst gemacht hat, jedem empfehlen kann diese zu lesen, da sogar einige Aspekte eingetroffen sind und alle klagen würde, die ihm hier Böses unterstellen würden.  


Ich empfinde ich es als äußerst billig sich mit der Vervielfältigung  (Kopie) einer bezahlten (?) Studie des Wissenschaftsministeriums einen Doktortitel zu generieren. 


Ein Doktorgrad sollte doch immer Lohn für eine wissenschaftlichen Arbeit sein, die man aufgrund von Recherchen und eigenen Erkenntnissen zu Papier bringt, also der persönlichen  Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema, die selbstverständlich  auch auf schon bekannten Meinungen und Studien (hier sollten Quellenangaben gemacht werden) fußen kann, aber nicht nur auf 1:1 Kopien und Kopierarbeiten, die auch von einem Bürogehilfen stammen könnten. 
Hier hat es sich Herr Dr. Pilz möglicherweise sehr einfach gemacht, mit seinem Doktortitel, und diese Angelegenheit mehr als ökonomisch-alternativ angelegt. Und jeder von uns, der ein Studium gemacht hat, eine Dissertation geschrieben hat, wird sich jetzt in den Allerwertesten beißen, weil er nicht auch dieses ökonomisch-alternative Konzept bei der Erlangung seiner Doktorwürde gewählt hat.


Es ist ein Selbstplagiat, oder wird zumindest so dargestellt, und das ist ja mittlerweile „erlaubt“. Zu klären wäre aber dennoch: wie viel Anteil an dieser Arbeit  hat Herr Hannes Werthner, der in der ursprünglichen Studie ja noch Ko-Autor genannt wird - aber das werden wir fast 30 Jahre später sicher nicht mehr aufklären können.
Und die Moral der G‘schicht: Wenn man weiß wie ein Kopierer funktioniert ist es die halbe Miete!


Und da sind wir schon beim nächsten Thema, der überaus günstigen Miete des Herrn Dr. Pilz.
Der FPÖ zugespielten Unterlagen zufolge, bewohnt der Herr Nationalratsabgeordnete Dr. Peter Pilz eine Gemeindewohnung mit 61qm mit einer sagenhaften Miete von nur rd. 70 Euro im Monat. Nach einer Erhöhung, weil die Anlage renoviert wurde, muss er rund 150 Euro dafür berappen.
Auch das ist noch eine mehr als günstige Wohngelegenheit, die sich jeder sozial Bedürftige wünschen würde, der mittlerweile für eine halb so große Wohnung mehr als das doppelte hinlegen muss, sogar ein Zimmer in einem Studentenwohnheim ist teurer!
Hier versitzt also ein österreichischer Großverdiener eine Sozialwohnung, anstatt diese Wohnung für Personen, die einen echten Bedarf haben, frei zu machen.


Wäre doch eine gute Gelegenheit, vorbildlich ein Zeichen zu setzen – nicht wahr? 


Ich muss zugeben, dass sich meine Sympathie gegenüber den GRÜNEN in Grenzen hält: Waren sie anfangs noch eine willkommene Bereicherung in der Parteienlandschaft und haben den Umweltschutzgedanken salonfähig gemacht, sind sie in den letzten Monaten zu einer unsympathischen „Gruppe Revolutionärer Marxisten“ verkommen, die sich auf der Suche nach „Freundschaft“ ihren neuen Gesinnungsgenossen der roten Fraktion an die Brust werfen. Irgendwie höre ich bei dem Wort GRÜNE immer mehr den Schlachtruf: „lieber Rot als tot“ und das stört mich."

Liebe Sabine, danke für Deine Zeilen!

Auch Sie können mir gerne Ihren Kommentar zusenden: augeundohren@gmail.com

Ihr Felix

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